nextnews 164: Halbjahresbilanz, Ladestau, offene Supercharger und E-Wohnwagen

Willkommen zur Zusammenfassung der nextnews 164. Die Halbjahresbilanz des E-Auto-Markts zeigt interessante Fakten auf. Außerdem geht es wieder einmal um Teslas Supercharger - und wie eine Öffnung auch gegen Staus beim Aufladen helfen kann.
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Elektroautos im ersten Halbjahr

Im ersten Halbjahr 2021 wurden in Deutschland rund 149.000 reine E-Autos zugelassen – im Vergleich zum ersten Halbjahr 2020 ein sattes Plus von 236%. Das meistzugelassene Auto ist der Kleinstwagen VW e-up mit 15.471 Einheiten und 10% Marktanteil. Das Tesla Model 3 landet auf Platz 2 mit 13.719 und 9 Prozent. Davon übrigens 39% die Basisvariante Standard Range+. Nur knapp dahinter folgt der VW ID.3 mit ebenfalls 9 Prozent Marktanteil. Welches Auto am Ende des Jahres auf Platz 1 steht, ist noch völlig offen. Wer die drei Modelle selbst einmal erleben möchte, findet die entsprechenden Angebote hier: Tesla Model 3 mieten / VW ID.3 mieten / VW e-up mieten.

E-Auto Neuzulassungen 1. HJ 2021
Volkswagen und Tesla kämpfen in diesem Jahr um die Krone um die Nummer 1 unter den Neuzulassungen für E-Autos.

Fasst man alle Modelle je Hersteller zusammen, so kommt VW wie auch schon in 2020 auf einen Marktanteil von 24% in Deutschland. Zählt man die Konzernmarken, Audi, Porsche, Seat und Skoda hinzu ergeben sich 35% Marktanteil.
Tesla bleibt stabil bei 9%. Das Model Y wird im zweiten Halbjahr aber sicher dafür sorgen, dass Tesla in 2021 zweistellig wird und das Jahr auf Platz 2 beendet. Einen wahren Absturz legt Renault hin, dessen Marktanteil sich binnen eines Jahres auf 8% halbiert. Hyundai und smart bleiben hingegen konstant bei 8%.

E-Auto Marktanteile nach Marke bis Q1 2021
Auffällig: Der Marktanteil sonstiger Marken im E-Auto-Geschäft ist zuletzt stark angestiegen.

Der größte Einzelmarkt in Europa ist Deutschland mit 30% aller Neuzulassungen. Danach folgen: UK 15%, Frankreich 15%, Norwegen 10%, Italien 6%. Allein diese fünf Länder kommen zusammen auf drei Viertel aller Neuzulassungen in Europa. Die höchsten E-Auto-Marktanteile haben Norwegen mit 57%, Island mit 21%, Schweden mit 13% und danach Deutschland und Österreich mit jeweils 11%. Gemessen an den Stückzahlen ist das Tesla Model 3 in Europa derzeit die unangefochtene Nummer 1. Auf Platz 2 folgt Renault Zoe, dahahinter VW ID.3. Fasst man die Marken zusammen, steht Volkswagen mit 64.000 auf Platz 1, Tesla auf Platz 2 und Renault auf Platz 3.

Marktzahlen Volgswagen VW und Tesla
Tesla als Pionier und VW als Traditionsunternehmen streben beide nach der Führungsrolle in der Elektromobilität.

Wie sieht es eigentlich weltweit aus? Tesla ist aufgrund der starken Marktposition in seinem Heimatmarkt USA und dem Markterfolg des Model 3 und Y in China insgesamt die Nummer 1. Im ersten Halbjahr hat der Elektro-Pionier 386.000 Autos ausgeliefert. Der VW Konzern – also mit den Marken VW, Audi, Porsche, Skoda, Seat – kommt auf 171.000 reine Elektro-Fahrzeuge. Das ist nur halb so viel, allerdings wächst der VW-Konzern derzeit schneller als Tesla bezogen auf die Verkaufszahlen von E-Autos.

IONIQ 5 Performance

Bisher gibt es den Hyundai Ioniq 5 in vier Varianten, die sich jeweils beim Antrieb und der Akkugröße unterscheiden. Dessen Unterschiede haben wir erst kürzlich in einem Testvideo verglichen: Ioniq 5 im großen Verbrauchstest. Nun hat Hyundai bekanntgegeben, dass man an einer N-Version arbeitet, sprich einer Performance-Version mit deutlich mehr Leistung.

Nachdem Kia bereits eine Performance Variante des EV6 angekündigt hat, ist es nur logisch, dass auch Hyundai nachzieht. Es ist also zu erwarten, dass die Leistungsdaten vergleichbar sein werden: 430 kW Leistung. 740 Nm Drehmoment, 3,5 Sekunden 0 auf 100 km/h und 260 km/h Spitzengeschwindigkeit. Die hohe Leistung geht aber zulasten der Reichweite, die vermutlich um 400 km herum liegen wird. Der Preis dürfte bei um die 65.000 € starten.

Elektro-Wohnwagen gegen Reichweitenangst

Die Unternehmen Dethleffs, Hymer und ZF haben in einem gemeinsamen Projekt einen Wohnwagen mit einem E-Auto über 386 km gezogen und damit einen neuen Weltrekord aufgestellt. Möglich machte das ein spezieller Wohnwagen mit eigenem Elektroantrieb und einem 80 kW großen Akku. Das Zugfahrzeug, ein Audi e-tron 55 sportback, konnte so trotz der Anhängelast fast seine Normreichweite erreichen. Ohne den eigenen Elektroantrieb samt Akku müsste der Audi auf der Strecke mindestens einen Ladestopp einlegen. Umstritten ist das Konzept allerdings nicht, denn mögliche Nachteile eines Elektrowohnwagens sind das hohe Gewicht (alleine 600 kg entfallen auf den Akku), ein höherer Gesamtverbrauch und deutliche Mehrkosten gegenüber einem konventionellen Wohnwagen.

Elektro-Wohnwagen mit Akku
Sinnvoll oder überflüssig? Darüber diskutieren E-Auto-Fahrer bei diesem Elektro-Wohnwagen.

Neue Q4 e-tron Varianten

Audi bietet den Q4 e-tron ab sofort in zwei weiteren Antriebsvarianten an. Den Q4 e-tron gibt es nun in der Version 45 e-tron quattro, also mit Allradantrieb. Das Modell leistet 195 kW, beschleunigt in 6,9 Sekunden auf Landstraßentempo und erreicht 180 km/h in der Spitze. Der Q4 sportback e-tron erhältlich ebenfalls eine weitere Variante mit dem 40 e-tron, welcher mit 532 km auch die höchste Normreichweite unter allen Q4 e-tron hat.

Europas größter Ladepark

Am Sortimo Innovationspark in Zusamarshausen, der seit 2017 in Planung ist, gehen nun langsam die Lichter an. In der passenden eLoaded App finden sich allerdings noch widersprüchliche Angaben zum Hochlauf. Auf der Hauptübersicht ist von 38 Ladepunkten die Rede, davon 18x 35 kW, 8x 70 kW, 8x 105 kW und 4x 280 kW. Scrollt man einen Menüpunkt nach rechts finden sich dort 168 Ladepunkte, die alle „Available“ sein sollen. Aktuell gibt es aber noch Zweifel, ob wirklich schon so viele Ladepunkte verfügbar sind.

Sortimo Ladepark eloaded Preismodell
Ein Preismodell in Abhängigkeit von der Ladeleistung könnte auch bei anderen Anbietern Anwendung finden.

Der Ladepark, ausgerüstet mit Hardware von eLoaded lässt sich aktuell nur mit der eLoaded App benutzen. Die Besonderheit liegt im Tarifmodell von Sortimo, denn für Ladepunkte mit höherer Ladeleistung werden höhere Kosten aufgerufen. Die Preise beginnen bei 35 cent/kWh und gestaffelt weiter bei 49, 59 und 69 cent pro kWh – in Abhängigkeit von der Ladeleistung der Ladesäule. Somit werden Nutzer belohnt, die mit weniger Ladeleistung auskommen.

Ein solches Preismodell könnten wir in Zukunft aber noch häufiger vorfinden, um die Vielzahl an verschiedenen E-Autos effizienter aufladen zu können. Zwischen Modellen wie dem VW e-Golf mit nicht einmal 50 kW Ladeleistung und dem Porsche Taycan mit bis  zu 270 kW liegen nämlich große Unterschiede.

Mercedes Elektro-Strategie

Immer mehr deutsche Autobauer wollen einen baldigen Ausstieg aus dem Verbrennergeschäft. Bei Daimler ebenfalls – dort hat man das Ende sogar vorgezogen und will ab 2025 keine neuen Verbrenner mehr entwickeln. Stattdessen sollen drei neue Elektro-Plattformen genutzt werden, um den Markt mit vollelektrischen Modellen zu bedienen. Um den steigenden Bedarf an Akkuzellen zu decken, will Daimler mit seinen Partnern zudem acht neue Batteriefabriken mit einer Produktionskapazität von mindestens 200 GWh aufbauen. Ein endgültiges Aus für Benzin- und Dieselfahrzeuge ist das allerdings nicht, denn auch Daimler hält sich die Option offen, je nach Marktlage nach wie vor Verbrenner zu verkaufen.

Tesla feiert Rekorde

Elon Musk hat es mal wieder allen Skeptikern gezeigt und im abgelaufenen Quartal erstmals mehr als eine Milliarde Dollar verdient – und das trotz der angespannten Situation rund um den Chipmangel und knappe Rohstoffe. Mit 201.000 Auslieferungen wurden soviele Tesla an Kunden übergeben wie nie zuvor. Schon bald soll die Produktion noch weiter angehoben werden, unter anderem auch mit der neuen Gigafactory in Grünheide. Noch aber ist es nicht so weit, weshalb die ersten Model Y auch aus China nach Deutschland importiert werden. Schon bald könnten übrigens auch alle Model 3 aus Fernost zu uns kommen.

Gigafactory Tesla Grünheide Berlin
Die im Bau befindliche Gigafactory Grünheide soll bald mit der Produktion des Model Y beginnen.

Dann wäre ja noch die Supercharger-Öffnung, die Tesla in vielen Ländern plant. Laut Elon Musk könnte eine Nutzung von Nicht-Tesla-Fahrern wie folgt aussehen: “Wir denken über eine wirklich einfache Lösung nach, bei der man einfach die Tesla-App herunterlädt, zum Supercharger fährt, einfach angibt, an welchem Ladepunkt man sich befindet, sein Auto anschließt, auch wenn es kein Tesla ist, und der App sagt wieviel Strom man möchte. Und das sollte für fast jedes Elektroauto eines Herstellers funktionieren.” Nicht explizit erwähnt, aber gut möglich wäre ein dynamisches Preismodell, bei dem die Ladepreise bei starker Supercharger-Auslastung automatisch erhöht werden.

Stau an Ladestationen

Unserer Bitte, Fotos von überfüllten Ladestandorten zuzusenden, sind mehrere unserer Zuschauer gefolgt – vielen Dank dafür. Eine Einsendung kam unter anderem von unserem Zuschauer Enrico, der am 25.07.2021 um 16:17 Uhr in Reinhardshausen Nord alle Ionity-Ladeplätze belegt vorfand. Der er noch etwas Reserve im Akku hatte, entschied er sich zur Weiterfahrt ohne Aufladen. Bei Ionity in Metz war am selben Tag noch mehr los: 15 Autos standen gerade einmal 4 Ladestationen gegenüber. Wartezeiten von ca. 2 Stunden waren die Folge. Übrigens: Unsere Umfrage zur Reservierungsmöglichkeit von Ladesäulen zeigt ein eindeutiges Ergebnis: Über 90 Prozent sprechen sich dagegen aus, Ladesäulen vorab reservieren zu können. Das ist auch verständlich, denn so würde das knappe Gut „Ladestrom“ noch knapper werden.

Stau an Ladesäulen Ionity
Wartezeiten an Ladestandorten sind lästig, aber zu Stoßzeiten keine Seltenheit mehr – wie auch unser Zuschauer Enrico erfahren musste.

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