In diesem Artikel geht es ans Eingemachte, denn wir klären die Frage auf, welches Elektroauto in Deutschland wirklich die Nummer 1 ist. Wir zeigen die positiven und negativen Erfahrungen der Elektroauto-Fahrer und konstruieren auf dieser Basis das perfekte Elektroauto. Dazu haben wir in einer großen Umfrage gemeinsam mit unserem Partner UScale 2.800 Besitzer von E-Autos im deutschsprachigen Raum nach Ihrer Meinung befragt.
Motivation für die Umfrage
nextmove ist 2016 mit elektrischen Mietfahrzeugen an den Start gegangen, um jedem die Möglichkeit zu geben, Elektroautos im Alltag auszuprobieren. Damals gehörten wir zu den Innovatoren der Elektromobilität, als der Anteil der Elektroautos auf deutschen Straßen noch winzig klein war. Heute sind wir mit rund 400 E-Autos an 12 Standorten eine fest etablierte Marke, dasselbe gilt für unseren Youtube-Channel mit Deutschlands meistgesehener E-Mobility-News.
Der Marktanteil in den Neuzulassungen liegt derzeit bei 10%. Wir sind also in der Gruppe der Early Adopter angekommen. Doch das Nutzerlebnis Elektromobilität muss sich weiter stark verbessern, damit die Mehrheit der Menschen umsteigen wird. Deswegen wollen wir von bisherigen Early Adoptern wissen, was ihre Erfahrungen mit Elektroautos sind. Dazu wurden die Teilnehmer der Umfrage zu den Themen Fahren, Anzeige- und Bedienkonzept, Navigationssystem, Connect-App, Laden und Klimatisierung befragt. Die Ergebnisse stellen wir im Folgenden vor.
Einführung
Eine der einleitenden Fragen war, welches Auto die Befragten fahren. Die Marken Tesla, VW und Hyundai waren hierbei am meisten vertreten. Zwar sind einige Marken überproportional vertreten, doch in unseren Statistiken für den Gesamtmarkt haben wir diesen Umstand natürlich berücksichtigt.
Die meisten unserer Teilnehmer fahren seit grob einem Jahr ein Elektroauto. Dabei legt ein Drittel 10.000 bis 15.000 Kilometer pro Jahr zurück. Knapp die Hälfte aller Teilnehmer fährt sogar eine größere Strecke pro Jahr, der Rest entsprechend weniger. Allerdings fahren 66 Prozent der Befragten an einem Wochentag nicht mehr als 50 Kilometer. Daraus lässt sich ableiten, dass Elektroautos regelmäßig für mittellange Strecken benutzt werden, beispielsweise das tägliche Pendeln zur Arbeit.
Fahrweise
Viele Elektroautos bieten einen besonders sparsamen Eco-Modus und dieser wird von den Fahrern auch gerne genutzt. Über die Hälfte benutzt diesen zumindest von Zeit zu Zeit, während nur knapp ein Viertel nie Gebrauch davon macht.
Eine Besonderheit von Elektroautos ist die Rekuperation, um beim Bremsen Energie zurückzugewinnen. Fast die Hälfte nutzt diese Funktion möglichst intenstiv (One-Pedal-Driving), wohingegen nur wenige Fahrer die möglichst schwache Einstellung für den Segelbetrieb nutzen.
Fahrkomfort
Durch den Wegfall des lauten Verbrennungsmotors sind Elektroautos prinzipiell leiser. Doch mit zunehmender Geschwindigkeit werden die auftretenden Windgeräusche immer lauter, weshalb Fahrten mit hoher Geschwindigkeit dennoch als störend empfunden werden können. Während bis 50 km/h knapp 90 Prozent der Teilnehmer die Geräusche als leise empfinden, sind dies bei über 100 km/h nur 40 Prozent.
Während Windgeräusche am meisten bei den Marken Tesla, Renault und smart moniert werden, sind Abrollgeräusche eher ein Problem von Kia, Hyundai und Tesla. Auffällig ist, dass Tesla-Fahrer sich sowohl über Wind- als auch Abrollgeräusche besonders häufig beschweren. Von den eben erwähnten Marken gehören Tesla-Autos auch zu den teuersten, hier sollte der Hersteller also in Zukunft nochmal nachbessern.
Interessanterweise haben viele Fahrer ein großes Problem mit dem Sound des AVAS, welches ab Juli 2021 verpflichtend ist. Ein Teilnehmer etwa fühlt sich an eine Müllabfuhr erinnert, ein anderer findet das „Gebimmel“ seines Kona peinlich und ein weiterer meint schlicht: „Das AVAS hört sich grauenvoll an“. Die Hersteller sollten dieses Thema also ernst nehmen und dem Auto einen ordentlichen AVAS-Sound verpassen oder noch besser dem Nutzer eine Auswahl an verschiedenen Geräuschen bieten. Dass dies technisch kein Problem ist, hat Tesla mit der Boombox-Funktion bereits bewiesen.
Navigation
Während die Navigation bei einem Verbrenner meist nur die direkte Routenplanung zum Zielort beinhaltet, ist die Sache bei Elektroautos schon etwas komplizierter. Bei längeren Routen ist eine Ladeplanung in der Regel unumgänglich. Das Elektroauto muss für den Nutzer daher automatisch Ladestopps einkalkulieren und dabei die Lage, Geschwindigkeit und Auslastung der Ladesäulen berücksichtigen. Doch nicht jede Ladesäule ist nutzbar, außerdem unterscheiden sich die Preise je nach Anbieter deutlich. Und dann wäre ja auch noch der persönliche Fahrstil des Fahrers, der auch einen signifikanten Einfluss auf die Ladeplanung hat.
Ist es offensichtlich: Das Thema Navigation ist bei Elektroautos äußerst komplex. Am besten und umgesetzt ist die Routenplanung aber bei Tesla, wenngleich auch hier noch nicht alles perfekt läuft. Ein Kritikpunkt ist auch die Abhängigkeit vom Supercharger, was eine Planung mit externen Ladesäulenanbietern merklich erschwert.
App-Connect
Viele Elektroautos bieten eine eigenständige App, um Funktionen wie die Standortüberwachung oder Klimatisierung aus der Ferne zu steuern. Auch hier ist Tesla Vorreiter, denn die hauseigene Anwendung bietet nicht nur einen hohen Funktionsumfang, sondern funktioniert auch am zuverlässigsten. Sehr viele Fahrer anderer E-Autos beschweren sich über häufige Server-Ausfälle oder Funktionsfehlern. Wie groß der Frust unter den Befragten ist, zeigen folgende Aussagen:
- „Die App ist ein Witz“
- „Die Leute entlassen, die das verbrochen haben“
- „Bitte löscht diesen Mist und fangt nochmal von vorne an“
- „Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll“
- „Komplett neu machen mit neuem Team“
Die Botschaft ist klar: Es besteht sofortiger Verbesserungsbedarf bei den Herstellern, vor allem weil 84 Prozent der Befragten Funktionen wie das Vorklimatisieren eigentlich gerne nutzen. Damit zeigt sich, dass die App-Verbindung zum Elektroauto nicht nur als nette Zusatzfunktion, sondern als essentieller Bestandteil der Elektromobilität betrachtet wird.
Aufladen
Was beim Verbrenner das Einfüllen des Sprits ist, ist beim Elektroauto das Einstecken des Ladekabels. Verständlich also, dass dabei alles reibungslos funktionieren muss. Doch genau hier haben 60 Prozent der Befragten schonmal Probleme gehabt, meistens beim Ladestart. Am wenigsten Probleme hatten die Befragten mit den Marken Tesla, Mini und Mercedes. Ein Grund für mögliche Probleme ist wohl die unterschiedliche Implementierung des CCS-Standards, den die meisten aktuellen Ladesäulen verwenden. Dadurch kann es je nach Fahrzeug zu Kommunikationsfehlern und damit den erwähnten Ladeproblemen kommen. Wieder einmal hat Tesla hier einen Vorteil durch das hauseigene Supercharger-Netzwerk.
Technisches Konzept
Der Begriff Technisches Konzept ist etwas abstrakt, soll aber darstellen, wie gut die Hersteller das Auto als gesamtheitliches System konzipiert haben. Dazu gehört vor allem das Bedienkonzept im Zusammenspiel mit Displayanzeigen und Knöpfen. Hier gewinnt Tesla, dessen Cockpit mit den wenigen Tasten und dem riesigen Mitteldisplay eigenartig ist, aber die Nutzer letztendlich überzeugen kann. Dahinter folgen Audi und Hyundai mit den konventionellen, aber dafür bewährten Bedienkonzepten.
Übrigens wünscht sich die große Mehrheit, nämlich 73 Prozent, eine Anzeige der restlichen Reichweite und des verbleibenden Akkustands in Prozent. Viele Autos zeigen dem Fahrer nur eine der beiden Informationen an. Bei Tesla gibt es zwar beide Werte, doch angezeigt werden kann nur einer gleichzeitig – unnötig kompliziert und für den Nutzer suboptimal.
Das perfekte Elektroauto
Das perfekte Elektroauto gibt es nicht. Als Gedankenexperiment haben wir uns überlegt, wie sich das perfekte Elektroauto konstruieren ließe. Auf Basis der Umfrageergebnisse haben wir die Stärken der verschiedenen Elektroautos in einem Auto zusammengefasst:
Der Gewinner: Tesla
Auch wenn jedes Elektroauto seine Fans hat, konnte ein Modell besonders viele Fahrer überzeugen: das Tesla Model 3. Ganze 81 Prozent würden das Auto klar weiter empfehlen, nur drei Prozent hingegen davon abraten. Tesla weiß demnach am besten, was ein gutes E-Auto bieten muss. Dafür nehmen die Kunden auch einige Schwächen in Kauf. Doch wie wir auch gesehen haben, befindet sich die Elektromobilität noch in der Startphase. Es gibt also für jeden Hersteller noch genügend Verbesserungspotenzial und mit nextmove haben Interessierte jederzeit die Möglichkeit, E-Autos zu mieten und im Alltag zu testen, welches Fahrzeug am besten zu den eigenen Ansprüchen passt.
Über UScale
UScale befragt e-Auto-Fahrerinnen und Fahrer zu ihren Erwartungen und Erfahrungen entlang aller Touchpoints der e-mobilen Customer Journey. Die Erkenntnisse helfen Autoherstellern, Energieversorgern und Dienstleistern ihre Produkte und Prozesse im Ökosystem e-Mobilität zu verbessern. Mehr Infos unter https://uscale.digital/.
Über nextmove
nextmove ist Deutschlands führende Elektroauto-Vermietung, mit 400 Autos in 12 deutschen Städten. Das Unternehmen gilt als Meinungsführer für Elektromobilität und informiert auf seinem YouTube Kanal herstellerunabhängig und reichweitenstark zu allen Themen rund ums Kaufen und Fahren von Elektroautos.