Stefan Moeller von nextmove und der erfahrene Tesla-Fahrer Hans Kurtzweg haben den ultimativen Autobahn-Reichweitentest gemacht: Das Tesla Model S Raven Performance tritt im Vergleichtest gegen den Porsche Taycan 4S mit großer Batterie an. Gefahren wird auf der nextmove-Hausstrecke: Dem Autobahn-Rundkurs um Leipzig, der für zahlreiche Reichweitentests des Unternehmens als Referenz gilt.
Der Test findet an einem recht windigen Wochentag statt. Um Chancengleichheit herzustellen, werden beide Elektroautos warm gefahren. Der Porsche Taycan ist auf 20-Zoll-Winterrädern unterwegs, während das Tesla Model S einen leichten Vorteil dank 19-Zoll-Winterrädern hat.
Die Zielgeschwindigkeit liegt bei 120 Kilometer pro Stunde, also bei der zulässigen Höchstgeschwindigkeit von 75 Meilen pro Stunde in den USA. Vereinbarungsgemäß sollen vier Runden bei 19 Grad Heizung und Sitzheizung auf dem Rundkurs zurückgelegt werden. Natürlich wird zusätzlich via GPS getrackt.
Verbrauch im Vergleich: Taycan vs. Model S
Am Ende des Tests erreichen sowohl der Porsche Taycan 4S als auch das Tesla Model S Raven Performance eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 110 Kilometer pro Stunde bei maximal 120 Kilometern pro Stunde. Dabei verbrauchte der Porsche Taycan mit 23,6 kWh/100 km rund zehn Prozent mehr als das Tesla Model S mit 21,4 kWh/100km.
Reichweite im Autobahn-Test
Bezogen auf eine 100-Prozent-Akkuladung schaffte der Porsche Taycan 4S eine Reichweite von 376 Kilometern, während das Tesla Model S 424 Kilometer weit fuhr. Letztlich waren das also 48 Kilometer oder 13 Prozent mehr.
Warum Tesla nicht deutlich weiter als Porsche fährt
Das Tesla Model S hat auf dem Papier 10 Prozent mehr nutzbare Akkukapzität und gleichzeitig ist es circa 10 Prozent effizienter im Vergleich zum Taycan. Trotzdem schafft das Model S bei 120 Kilometern pro Stunde nur 13 Prozent mehr Reichweite.
Die Begründung liegt in der Abweichung der Herstellerangaben. Der Tesla konnte im Test rund 2 Prozent weniger aus dem Akku entnehmen als vom Hersteller angegeben. Dem Taycan standen hingegen laut Boardcomputer mit 87 Kilowattstunden rund 4 Prozent mehr Energie zur Verfügung als Porsche angibt (83,7 Kilowattstunden). Porsche bleibt damit seiner traditionellen Linie im Bezug auf angegebene Performance-Parameter treu: weniger versprechen – mehr liefern.
Reichweite im EPA / WLTP-Vergleich
Nimmt man die in den offiziellen Zyklen festgelegten Werte für die beiden Elektrofahrzeuge als Grundlage, zeigt sich: Der Porsche Taycan ist das einzige Elektroauto, dass die EPA-Reichweite bei höherer Geschwindigkeit deutlich übertrifft. Dem Tesla Model S liegt der langsam gefahrene Testzyklus auf Stadt, Landstraße und Highway spürbar besser. Im amerikanischen EPA-Test fahren die Autos im Schnitt lediglich mit 56 Kilometer pro Stunde.
„Die Aussagekraft des EPA-Fahrzyklus ist meiner Meinung nach sehr beschränkt, um die Langstreckentauglichkeit eines Elektroautos zu beurteilen“, sagt nextmove-Geschäftsführer Stefan Moeller. „Beim Elektroauto kommt es auf die Reichweite an – und die Reichweite hat letztlich nur Relevanz, wenn man längere Strecken fährt, nicht für den städtischen Alltag. Interessant ist der EPA-Zyklus dagegen für Verbrauch und Stromkosten im Drittelmix. Für Käufer von Premium-Fahrzeugen dürfte die reale Reichweite auf Langstrecke aber wichtiger sein als Kosten im Alltag.“
Fazit: Autobahn-Reichweitentest Tesla vs. Porsche
Am Ende überzeugen im Autobahn-Reichweitentest nach Einschätzung von Stefan Moeller beide Elektroautos: Das Tesla Model S mit seiner überlegenen Effizienz, mehr Reichweite und Platzangebot bei geringerem Preis. Und der Porsche Taycan mit guter Reichweite, überlegenem Schnelladen und der Fahrdynamik eines Sportwagens.
„Wir von nextmove sind froh, dass zwei Marken in den Wettstreit um die Technologieführung in der Elektromobilität eingetreten sind. Tesla verfügt aktuell über das besser ausgebaute Ladenetz, wird schrittweise schnelleres Laden ermöglichen und in Kürze größere Batterien bieten. Aber auch Anbieter wie Ionity, Allego oder Fastned bauen ihr Ladenetz konsequent aus. Momentan ist die Ladegeschwindigkeit des Porsche Taycan dank 800-Volt-Technologie der des Tesla Model S deutlich überlegen. Außerdem punktet der Taycan als Sportwagen mit überragender Fahrdynamik, insbesondere in Kurven. Wir sind sehr auf den Tesla Roadster 2 gespannt, der in dieser Disziplin angreifen wird.“
Tesla Model S Raven Performance vs. Porsche Taycan 4S – das Video
Im Video gibt es die beeindruckenden Bilder der beiden Elektroautos auf der deutschen Autobahn rund um Leipzig zu sehen – und zu erleben, wie sich der Porsche Taycan 4S verhält, wenn es auf den letzten Metern vor dem Schnelllader auf 0 Prozent Reichweite springt…