TESLA Erfahrungsbericht von Woitek K.

Erfahrungsbericht x.de TESLA Model S 85D mieten 1

Unser Mieter Woitek K. hat einen lesenswerten Erfahrungsbericht über seinen Roadtrip mit einem TESLA Model S nach Dänemark geschrieben.

Mein Erfahrungsbericht zum TESLA Model S

von Woitek K.

 

Nach der ersten offiziellen Ankündigung des Tesla Model 3 entschieden meine Frau und ich spontan, das Auto vorzubestellen. Die lange Warteliste schreckte uns dabei nicht ab, denn, wenn wir ehrlich sind, brauchen wir im Moment nicht unbedingt ein Auto.

Das war mal ganz anders. Mit 18 Jahren machten wir beide unsere Führerscheine und hüpften gleich für die nächsten Lebensabschnitte ins Auto – ich im schönen Rheinland-Pfalz und meine Frau im vielleicht noch schöneren Südafrika. Über das nächste Jahrzehnt zogen wir viel in der Welt umher und erlebten viele Veränderungen, aber Autos waren immer treu an unseren Seiten. Ob in Deutschland, Südafrika, Frankreich, Polen oder Australien: Autos machten nicht nur Spaß, sondern waren unabdinglich und nicht wegzudenken.

2012 zogen wir schließlich nach Berlin und unabhängig voneinander kauften wir zum ersten Mal in unseren Leben keine Autos mehr. Stattdessen bauten wir uns unsere Mobilität so zusammen, wie sie im jeweiligen Moment Sinn machte: Fahrrad, öffentlicher Nahverkehr, Mietwagen sämtlicher Anbieter, Mitfahrgelegenheit, Deutsche Bahn und natürlich auch sämtliche Car-, Scooter- und Fahrradsharinganbieter.

Innerhalb der Stadt haben wir auch weiterhin kein allzu großes Bedürfnis nach einem Auto, ganz zu schweigen von zweien. Allerdings haben wir über die Jahre doch die Erfahrung gemacht, dass spontane Ausflüge in die Natur oder andere Städte seltener wurden. Denn man kann nicht einfach ins Auto steigen und losfahren. Und selbst weiter in der Zukunft liegende Ausflüge müssen besser geplant werden: Nehmen wir die Bahn oder einen Mietwagen? Und wo in der Stadt ist welcher Anbieter noch Mal?

Für diese Fälle – und für den Wocheneinkauf – überlegen wir nun doch wieder ein Auto zu kaufen. Und wo wir schon dabei sind, wieso nicht ein elektrisches? Innerhalb der Stadt gibt es bei der aktuellen Technologie keinerlei Einschränkungen mehr, wie wir dank Multicity oder DriveNow gelernt haben. Aber für längere Strecken eignet sich diese wiederum oft nicht: Viel zu kurze Reichweite und viel zu lange Ladedauer.

Diese Einschränkungen müsste das Tesla Model 3 überwinden. Und wie könnten wir dies jetzt schon ausprobieren, ein halbes Jahr bevor das Model 3 überhaupt vorgestellt werden soll? Mit dem einzigen Elektroauto am Markt mit ähnlicher bzw. besserer Reichweite – dem Tesla Model S – und einem Road Trip. Glücklicherweise stand auch gerade einer an: Über 10 Tage nach Norddänemark und zurück fahren.

Also rief ich bei Tesla hier in Berlin an, ob wir ein Model S für 10 Tage ausleihen könnten. Ich wurde auch sehr zuvorkommend empfangen, nur leider waren 10 Tage dann wohl doch etwas zu lang. Also wurde ich zur TESLA-Vermietung CYX / Strominator (www.nextmove.de) weitergeleitet und heraus kam dieser Reisebericht.

 

Bevor wir also nach Dänemark fahren konnten, durfte ich eine mir völlig unbekannte Ecke in Berlin entdecken: Alt-Glienicke. Man spaziert von der S-Bahn-Station durch ein Wohngebiet und plötzlich stehen dort vier Teslas. Doppeltes Neuland.

Also einsteigen und ein paar Dinge erklärt bekommen. Bzw. vorher noch kurz per App den Wagen einige Meter vorfahren lassen, damit man sich nicht neben einem Baum in den Innenraum quetschen muss. Dies mag wie eine Spielerei klingen, erlaubt es mir aber eine Woche später, das Auto in den Schatten zu stellen, ohne das Ferienhaus verlassen zu müssen. Komfort pur.

Nun also noch einen Ladeadapter für dänische Ladesäulen eingepackt und eine entsprechende Prepaid-Karte (von CLEVER), und los geht es in den Verkehr zurück in die Stadt. Dass Teslas wild beschleunigen hat man ja gehört, aber was mich persönlich dann doch überraschte, ist wie anders diese Beschleunigung im Vergleich zu Verbrennungsmotoren ist. Die Ampel wird gelb: Zack ist man schon über die Kreuzung drüber. Auf die Autobahn auffahren: Zack. Radfahrer überholen: Zack. Später auf der Landstraße einen LKW überholen: Zack. Ohne runterschalten, ohne Schwung holen. Einfach aufs Gaspedal treten und das Ding rennt wie wahnsinnig. Wer schon mal mit einem ferngesteuerten Spielzeugauto gespielt hat oder die ansatzlose Beschleunigung eines Zahnbohrers kennengelernt hat, der kann es sich vielleicht vorstellen.

Dafür ist der Stadtverkehr aber natürlich nicht gemacht. Also weiter nach Hause und Auto vorpacken für den nächsten Tag. Früh morgens um kurz vor 12 geht es dann auch schon los. Der Akku zeigt 80 Prozent an – mal schauen, wie lange das hält.

Nicht so sehr lange. 108 Kilometer später laden wir bereits an einem Tesla Supercharger namens Herzsprung. Zugegeben, das lag an mir. Ich wollte herausfinden, wie schnell ein Tesla Model S 85D fährt und wie er sich bei hohen Geschwindigkeiten verhält. Die Kurzzusammenfassung: mindestens 220 km/h sind drin und das Fahrverhalten ist super. Allerdings schimpft er auf allen Anzeigen, dass ich doch bitte langsamer fahren soll, denn sonst ist bald der Akku leer. Und tatsächlich verbrate ich gerade weit mehr Strom als die Skala des Bordcomputers überhaupt hergibt.

War ja aber auch nur ein Test, ich wollte gar nicht durchgehend 220 fahren. Also 20 Minuten aufgeladen und währenddessen eine Kleinigkeit gegessen, auf Toilette gegangen und den weiteren Streckenverlauf geplant. Das Auto fühlte sich zwar etwas einsam so abseits seiner Artgenossen, aber irgendwie idyllisch auf eine Industriegebietart ist es schon.

Zurück auf die Autobahn und den nächsten Versuch gestartet mit konstant 170 km/h. Und tatsächlich, das Auto schimpft nicht mehr mit mir. Aber es teilt mir doch höflich-bestimmt mit, dass ich bitte unter 125 km/h fahren soll, sonst erreichen wir unser Ziel nicht. Rebellisch fahre ich weiter 170 und wir halten eben nach 114 Kilometern am nächsten (statt dem übernächsten) Supercharger in Wittenburg. Ein interessanter Nebenaspekt von Superchargern ist übrigens, dass man völlig neue Gegenden kennenlernt. So wäre ich z. B. nie darauf gekommen, dass es in Norddeutschland eine Skihalle geben könnte.

Nach einer weiteren ca. 20-minütigen Pause – man hat inzwischen eine gewisse Toilette-schnabulieren-spazieren-planen-Routine – geht es wieder weg vom Schnee und Richtung Sonne, zum Busdorf Supercharger. Zur Abwechslung halte ich mich nun einigermaßen an die empfohlene Geschwindigkeit und stelle den Autopiloten auf 130 km/h. Es hilft auch, dass wir nun teilweise auf Bundesstraßen fahren und generell etwas mehr Verkehr ist. So hält unser Akku nun auch die benötigten 185 Kilometer entspannt durch und es folgt eine weitere Routine-Pause.

Anschließend geht es auch schon recht bald von der Autobahn ab und unsere erste Übernachtung auf einem Reiterhof in Süderlügum steht an. Auf mein vorsichtiges Vortasten, ob wir denn unser Auto über Nacht etwas aufladen dürften, ernteten wir zwar Unverständnis. Aber das war auch nicht weiter dramatisch, denn am nächsten Tag nahmen wir den Zug nach Sylt und ließen das Auto stehen.

Zwei Tage und eine längere Unterhaltung mit unserem Gastgeber zum Thema Elektroautos später überqueren wir mitten im Nichts die Grenze zu Dänemark.

Wo genau finden hier die wiedereingeführten Grenzkontrollen statt? Und wo sind die Flüchtlingsmassen, die hier marschieren? Egal, im tiefenentspannten Møgeltønder isst man erst mal eine Stjerneskud (Sternschnuppe) und trinkt eine Öko-Limonade und die Welt ist in Ordnung.

Weiter geht es nach Ribe, dem nächsten Ort mit einer 50 kW Ladesäule – nicht so schnell wie ein Tesla Supercharger (120 kW), aber deutlich schneller als andere mit nur 11 kW. Diese konkrete Ladesäule steht natürlich nicht in der Innenstadt, sondern im Industriegebiet – doch glücklicherweise sind die zwei entsprechend dänischen Maßstäben nur einige hundert Meter voneinander entfernt. Nach einem spontanen Crashkurs zu Ladesäulen im Generellen und der dänischen Sprache im Besonderen, flanieren wir in Richtung Altstadt und essen zu Mittag, während der Tesla fröhlich vor sich hin lädt. Denken wir jedenfalls. Denn als wir zurückkommen sehen wir als erstes einen “Ladeabbruch” auf dem Bildschirm. Glücklicherweise passierte dieser jedoch erst bei 75% Akkuladung. Wir starten den Ladeprozess also erneut und durchlaufen unsere einstudierte Laderoutine (Toilette-schnabulieren-spazieren-planen).

Bei 80% Akkustand fahren wir endlich los und auf den nächsten 250 Kilometern dänischer Landstraße entlang der dünn besiedelten Westküste ist das Auto endlich vollends in seinem Element. Autopilot auf 85 km/h, Klimaanlage auf Angenehm, Spotify-Playlist auf Gute Laune und durch die Fenster sieht alles aus wie ein Gemälde.

In Thisted laden wir vorsichtshalber noch mal auf, denn wer weiß, ob das Aufladen an der Steckdose im Ferienhäuschen tatsächlich funktionieren wird – und über die nächsten fünf Tage an der Küste möchten wir schon gerne mobil sein.

Nachdem die Routine abgespult und das Auto aufgeladen ist, holen wir den Schlüssel für unser Haus ab, laden bei früher angereisten Freunden in einem anderen Haus Gepäck, welches wir für sie mitgenommen hatten, ab und endlich ist Entspannen in Klitmøller aka Cold Hawaii angesagt. Dabei sind zwischendurch natürlich auch einige entspannende Spritztouren mit verschiedenen Freunden angesagt, denn alle wollen selbst erleben, was es mit einem Tesla auf sich hat. Aus Erfahrung kann ich jetzt sagen: Meist ist beim Beschleunigen Stille – das Auto will einfach keinen Lärm machen und die Beifahrer können nicht.

Fünf Tage später ist die Rückreise angesagt. Und leider müssen wir diese damit beginnen, dass wir mit einigen letzten Prozent Akku zur uns bereits bekannten 20 Kilometer entfernten Ladesäule in Thisted fahren – denn am Ferienhaus wollte der Tesla partout nicht laden und die einzige Ladesäule im verschlafenen Klitmøller ist leider, entgegen der Erwartungen, privat.

Von Thisted aus wählen wir nun eine Route entlang der Ostküste, halten uns jedoch lange an Schnellstraßen und Autobahnen – und wegen der allgemeinen Geschwindigkeitsbeschränkung in Dänemark sind wir auch hier höchst energieeffizient unterwegs. Erst am Rødekro Supercharger im Süden Dänemarks laden wir wieder auf – unser erster Supercharger in Dänemark und gleichzeitig der bestbesuchte.

Eigentlich – ehemaligen Steuervorteilen sei Dank –  fallen Teslas in Dänemark bei weitem nicht so auf wie in Deutschland, wo sie regelmäßig von Menschengruppen begutachtet werden. Doch auf dem Weg zu unserer letzten Übernachtung in Sønderborg ist die Situation lustigerweise eine Andere: Es finden gerade mehrere Oldtimer-Rallies statt, mit angereisten Teilnehmern aus ganz Europa, und unter jahrzehntealten Feuerwehrwagen sticht ein Tesla dann doch wieder hervor.

Am nächsten Tag steht erst zurück in Deutschland der nächste Ladestop inklusive Routine am bereits heimelig bekannten Busdorf Supercharger an. Hier sehen wir auch das erste facegeliftete Model S, sowie ein Model X.

Anschließend halten wir uns für über 200 Kilometer ausschließlich an schöne, energieeffiziente und – im Gegensatz zu den aufgrund des Wochenendes überfüllten Autobahnen – staufreie Landstraßen. Über für uns solch exotische Orte wie Eckernförde, Kiel, Timmendorfer Strand und Lübeck fahren wir also weiter Richtung Heimat. Doch zunächst noch ein Ladestop bei unserer Lieblings-Skihalle in Wittenburg.

Uns auf der Zielgeraden wähnend stellt sich nun wieder ein Durchschnittstempo von 170 km/h ein und schnell wird klar, dass wir doch noch einen weiteren Ladestop im bereits bekannten Herzsprung benötigen werden. Also gut, ein letztes Mal: Toilette, essen, spazieren, planen und weiter.

Doch der Planen-Schritt bringt die Erwartungen ein wenig durcheinander: Jede Menge Staus auf der Autobahn und Google sagt, wir sollen doch lieber weiter den Landstraßen folgen, auf denen wir nun aufgrund des Superchargers bereits sind. Also folgen wir, in die Dämmerung hineinfahrend, der Routenempfehlung, welche sich unterwegs mehrmals ändert und uns immer weiter von der Autobahn entfernt. Mitten im Nichts ist plötzlich die Straße wegen Bauarbeiten gesperrt. Doch sonntagabends in Brandenburg ist kein Mensch zu sehen. Also fahren wir die nächsten 10 oder 20 Kilometer über verschiedenste eigentlich abgesperrte Straßen – in der Hoffnung, dass wir auch tatsächlich durchkommen. Wenigstens haben wir genug Strom.

Kurz vor Berlin werden die Straßen dann doch wieder breiter und der Urlaub ist vorbei. Rückblickend hat dieser Roadtrip enorm viel Spaß gemacht und die Praxistauglichkeit eines Teslas auch bei langen Strecken bewiesen. Beim nächsten Mal würden wir einige Kleinigkeiten anders machen, aber im Großen und Ganzen ist ein Tesla, denke ich, hauptsächlich eine Typfrage. Ist man viel auf deutschen Autobahnen unterwegs und gibt dabei gerne Gas, dann sollte man voll aufgeladen losfahren und entweder nicht mehr als einige hundert Kilometer zu absolvieren haben oder Pausen mögen. Ist man hingegen ein entspannter Autobahnfahrer und fährt selten über 130 km/h, ist ein Tesla weit mehr als ein vollwertiger Ersatz für ein Benzin- oder Dieselfahrzeug: Man reist extrem komfortabel, mit absurden Beschleunigungsreserven, die man sehr schnell zu schätzen lernt, und gibt unterwegs weit weniger für Treibstoff aus. Was bedeutet das für uns? Wir sind immer noch nicht sicher, ob wir das Model 3 tatsächlich kaufen. Vielleicht machen wir noch weitere Probe-Roadtrips mit dem Model S und ganz sicher werden wir einen Probe-Roadtrip mit dem Model 3 machen. Denn Spaß machen Teslas allemal, und bis die Entscheidung ansteht kann man ja einfach noch ein paar schöne Urlaube in faszinierenden Autos verbringen.

Apropos Treibstoff sparen noch: Irgendwie ist es als Teslafahrer immer wieder vergnügsam, an Tankstellen zu halten. Man parkt an der Seite, besucht die Toilette, kauft etwas und sagt Dinge wie “Nein, kein Benzin, nur das Magnum” oder “Ah, Sie haben kein Mineralwasser mehr? Dann fahren wir wohl weiter. Wie bitte? Nein, kein Benzin.”

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