Lieferengpässe bei Elektroautos verschärfen sich
Aktuell folgt eine Krise die auf die nächste und wir leben in einer Welt, in der man leider nichts mehr ausschließen kann, was noch schlimmers kommen könnte. Die Klimakrise, die Corona-Pandemie, der Chipmangel, und jetzt ein Krieg in Europa. Absehbar ist seit Putins Ankündigung von dieser Woche, dass Russland Öl und Gas jetzt in Rubel bezahlt haben möchte, dass sich durch unsere Abhängigkeit von Russlands fossiler Energie die Energiekrise weiter verschärfen wird. Es drohen daher Preissteigerungen und Lieferengpässe.
Das hat auch Auswirkungen auf die Autoindustrie und damit auf die Elektromobilität. Bei vielen Herstellern steigen Preise und Lieferzeiten. Bei vielen Marken gibt es besonders für E-Autos feste Kontingente, Beispiele sind Skoda, Seat und zuletzt auch VW für die Modelle ID.3 und ID.4, sowie den E-up. Oftmals dürfen kleine Händler dieses Jahr nur eine einstellige Anzahl von Bestellungen annehmen. Auch der neue ID.5 ist für dieses Jahr bereits ausverkauft, bevor überhaupt das erste Auto bei den Händlern ankam. Bereits zu Beginn des Jahres hatten wir unsere Erwartung geäußert, dass wir dieses Jahr weniger neue E-Autos auf die Straßen bekommen als im Vorjahr. Außerdem wird nicht die Nachfrage der Kunden nach bestimmten Modellen die Zulassungszahlen bestimmen wird, sondern die Lieferfähigkeit einzelner Hersteller. So war im Januar erstmals der Fiat 500 auf Platz 1 der deutschen Zulassungsstatistik. Die Lieferzeiten für Neubestellungen lagen zu Jahresbeginn noch bei 3-4 Monaten.
Diese Woche gab es dann einen Rückschlag, nämlich einen Bestellstopp für dieses Modell. Aber auch Renault musste die Notbremse ziehen. Noch vor ca. 2 Wochen hieß es dort selbstbewusst “(…) im Gegensatz zu einigen namenhaften Wettbewerbern sind wir noch in diesem Jahr lieferfähig.” Um das zu unterstützen gab es eine BAFA-Garantie für alle Kunden, gekoppelt an eine zugesicherte Auslieferung bis zum 20.12. diesen Jahres.
Und diese Woche heißt es in einer internen Mitteilung an die Händler: “Aktuell sehen wir uns mit einer kurzfristig aufgekommenen Unsicherheit bezüglich Elektro- und Plug-in-Hybridfahrzeugen konfrontiert. Bis zur Klärung sind wir leider gezwungen, vorübergehend die Annahme von Kaufanträgen auszusetzen.” Konkret bedeutet das eine vorübergehende Sperre für Neubestellungen und das schnelle Ende der BAFA-Garantie. Stichtag war der 25.03.22. Immerhin wurde der Bestellstop vorab angekündigt, sodass die Händler noch die Möglichkeit hatten, Kunden die sich gerade im Bestellprozess befinden entsprechend zu informieren. Und offenbar besteht Hoffnung: “Seien Sie versichert, dass wir alles daran setzen werden, die Situation möglichst kurzfristig zu klären.” Betroffen sind alle drei Elektromodelle: Zoe, Twingo und Megane E-Tech.
Vor dem Hintergrund der langen und vor allem unplanbaren Lieferzeiten bei zugleicher Verknappung fossiler Energieträger, drängt sich natürlich die Forderung nach einer Verlängerung von Umweltbonus und Innovationsprämie in gleicher Höhe auf. Wir halten es trotzdem für sinnvoll, die Fördersätze leicht abzusenken und die Haltefrist zu erhöhen. Egal wie man sich im Wirtschaftsministerium entscheidet, die Kunden sollten möglichst kurzfristig Klarheit bekommen und eine neue Förderrichtlinie zum Umweltbonus für 2023 muss eigentlich noch im ersten Halbjahr kommen.
VW ID. Produktion startet wieder
Gute Nachrichten gab es diese Woche für alle Kunden die auf eines der folgenden Fahrzeuge warten: VW ID.3, ID.4, ID.5, Cupra Born, Audi Q4 e-tron und Skoda Enyaq. In Zwickau, Dresden und Mlada Boleslav musste die Produktion kurz nach Beginn des Krieges in der Ukraine gestoppt oder heruntergefahren werden. Grund waren ausbleibende Lieferungen von Kabelbäumen aus den Produktionsstandorten des Zulieferers Leonie in der Ukraine. Die Produktion von Kabelbäumen erfordert viel Handarbeit und erfolgt deshalb häufig in Osteuropa. Zwei Drittel der Belegschaft sind Frauen. Am Mittwoch berichtete der Spiegel, dass jetzt die Produktion der Kabelbäume wieder anläuft.
Aktuell sei man bereits im Zwei-Schicht-Betrieb, wobei die Schichten teilweise verkürzt werden. Ukrainische Mitarbeiter, die nach Rumänien geflüchtet sind, würden dort teilweise in anderen Leonie-Werken aufgenommen. Ursprünglich wollte man bei VW in Zwickau im April wieder starten. Laut einem MDR-Bericht, wurde der Start auf den kommenden Montag vorgezogen – zunächst im Zwei-Schicht-Betrieb. Die Gläserne Manufaktur in Dresden produziere ab Mittwoch wieder. Was den Ausblick angeht hieß es, dass die Produktion in den nächsten Wochen je nach Versorgungslage gesteuert wird.
BMW iX1
Im nächsten Jahr soll die Produktion in Leipzig anlaufen und jetzt wurden erste Informationen zum iX1 veröffentlicht. Neben einigen wichtigen Eckdaten gab es auch ein erstes Teaser-Bild, das die Front-Partie des iX1 zeigt. Viel kann man auf dem Bild allerdings nicht erkennen, die Front erinnert ein wenig an den BMW i3. Besonders markant sind hier natürlich auch die Nieren im Kühlergrill.
Die Reichweite des iX1 gibt BMW mit über 400 Kilometern an. Laut Prognose des aktuellen Entwicklungsstands liegt die WLTP-Reichweite wohl im Bereich von 413-438 Kilometern. Zur Akkugröße hat BMW noch keine Angaben gemacht, aber für über 400 Kilometer müssten mindestens 60 kWh verbaut werden.
Der iX1 basiert nicht auf einer reinen Elektro-Plattform, es wird zusätzlich auch einen Verbrenner sowie einen Plug-in-Hybriden als Antrieb geben. Der Verbrenner wird als herkömmlicher X1 schon dieses Jahr verfügbar sein, Plug-in-Hybrid und vollelektrischer Antrieb folgen dann später.
Kleinwagen von Audi
Kürzlich hat VW mit dem ID. Life einen Ausblick in die Zukunft von elektrischen Kleinwagen aus dem VW-Konzern gegeben. Nun hat auch Audi die Planung eines elektrischen Kleinwagens angekündigt. Laut Entwicklungsvorstand Oliver Hoffmann sollen bis 2027 in allen Kernsegmenten der Marke vollelektrische Modelle angeboten werden.
Das A-Segment (also die Kleinwagen-Klasse) soll hier vor allen Dingen im Premium-Segment eine wichtige Rolle spielen. Zunächst wird es jedoch für die Verbrenner-Kleinwagen A1 und Q2 keinen Nachfolger geben. Diese Fahrzeugklasse könnte daher bei Audi in den nächsten Jahren vollelektrisch werden. Laut Zulassungsstatistik des KBA wurden im Jahr 2021 von Audi 38 Audi A1 mit rein elektrischem Antrieb zugelassen. Das zeigt, dass der Hersteller schon seit einiger Zeit am Testen ist.
Allerdings dürfte es unwahrscheinlich sein, dass auf Basis des aktuellen A1 noch ein Elektroauto in Serie gebaut wird, da das Modell ja in Zukunft auslaufen soll.
Wir bei nextmove begrüßen ausdrücklich jegliche Pläne zu elektrischen Kleinwagenn, da wir eine Trendumkehr in der Autoindustrie brauchen. Was Audi angeht, wird man natürlich auch im Kleinwagen-Segment auf Premium statt günstig setzen. Aber Klein ist schon mal gut.