Versicherungsbetrug um brennende E-Autos
Brennende Elektroautos erzeugen viel Aufmerksamkeit. Insbesondere dann, wenn ein Tesla brennt. Das wussten auch die Kommunikations-Experten der AXA-Versicherung und hatten eine zündende Idee. Ein brennender Tesla musste her, um die “neuen Risiken im Straßenverkehr” anschaulich aufzuzeigen.
Im Rahmen einer Fahrsicherheits-Veranstaltung, die die Versicherung jährlich in der Schweiz durchführt, wurde ein öffentlicher Crashtest unter den Augen von ca. 500 Zuschauern durchgeführt. Die Aufnahmen des Tesla Model S, das sich erst überschlug und dann Feuer fing, gingen wie ein Lauffeuer durch die Medien und soziale Netzwerke. Natürlich mit den entsprechenden Überschriften und Kommentaren.
Das Problem daran: Die AXA hat im Rahmen ihrer Pressekommunikation verschwiegen, dass der Tesla gar keine Batterie mehr an Board hatte und das Feuer mit Pyrotechnik gezündet wurde. E-Autos lassen sich nämlich nur schwer zu einem Überschlag bewegen, weil die Batterie im Unterboden den Schwerpunkt des Autos extrem nach unten verlagert. Und E-Autos brennen natürlich auch nicht zwangsläufig nach einem Unfall. Aktueller Stand der Statistiker ist, dass E-Autos seltener brennen als Verbrenner. Auf Anfrage des Magazins 24auto.de räumte die AXA-Pressestelle ein: “Die Demonstration eines Batteriebrandes wäre aufgrund der anwesenden Gäste zu gefährlich gewesen, weshalb die Batteriezellen der Elektroautos vor den Tests ausgebaut wurden.”. Der Begriff Versicherungsbetrug bekommt so eine ganz neue Bedeutung. Der Imageschaden, den solche Fake-Bilder anrichten, ist jedenfalls groß.
Tesla Model Y Preise
Wir hatten letzte Woche über den Verkaufsstart der neuen Tesla Model Y Basisvariante mit Heckantrieb berichtet. Die Vermutungen, dass bereits Fahrzeuge aus deutscher Produktion mit neuer Akkutechnik von BYD verkauft werden, haben sich aber nicht bestätigt. Die neuen Basismodelle kommen aus der Gigafactory in Shanghai – das ist inzwischen offiziell bestätigt. Was für ein Akku drin steckt wissen wir noch nicht – vermutet wird der gleiche 60 kWh-LFP Akku wie im Model 3. Anders als im Konfigurator als Lieferprognose ausgewiesen, sollen laut Nutzerhinweisen im TFF-Forum schon diesen Monat Fahrzeuge zur Auslieferung kommen. Auch in Österreich wurde bereits ein Transporter mit Fahrzeugen gesehen, die Unterschiede sind an Details von außen erkennbar.
Überraschend zum Verkaufsstart war die geringe Preisdifferenz in Deutschland von nur 3000€ zur Allradversion mit großer Batterie. In anderen Ländern liegen die Differenzen teilweise bei bis zu 16.000€ zwischen beiden Modellen. Das liegt unter anderem auch daran, dass die Allradvariante wiederum in Deutschland deutlich günstiger ist als in anderen Ländern. Der Konfigurator zeigt für das Model Y Long Range aktuell z.B. für Belgien, Frankreich, Spanien und Italien um 8000-9000€ höhere Preise an. Das wiederum könnte ein Zeichen dafür sein, dass eine Preiserhöhung für die Allradvariante für Deutschland kurz bevorsteht. Bisher war Tesla an den aktuellen Preisen gebunden, da die Allrad Version zugleich die beim Bafa gelistete Basisversion ist und eine Überschreitung dieser Preisgrenze zum Verlust der Förderfähigkeit führt.
Die Umstellung der Rechnungen für aktuelle Neukunden, in denen der Allradantrieb bereits als Zusatzoption eines neuen Basismodells “Tesla Model Y 2023” beschrieben wird, lässt aber vermuten, dass diese neue Basis bereits an das Bafa gemeldet wurde und dort in kürze gelistet wird. Da sich diese neue Listung dann aber auf das günstigste Modell mit Heckantrieb bezieht, hat Tesla freie Hand bei der Bepreisung der Allradfahrzeuge für den deutschen Markt und kann die Preise für diese Variante nach Belieben erhöhen. Ob es so kommt, weiß man bei Tesla natürlich nie, aber die Anzeichen sind aus unserer Sicht sehr stark.
MG4 startet in Deutschland
Auch über den neuen MG4 haben wir in den vergangenen Wochen bereits öfter berichtet. Der kompakte Stromer kommt auf einer neuen Elektro-Plattform des SAIC-Konzerns nach Europa und hat das Zeug dazu, die Klasse ordentlich aufzumischen. In UK ist der Konfigurator seit einigen Wochen geöffnet, die ersten Autos kommen gerade an und sollen noch diesen Monat zu den Kunden kommen. Und Preise gibt es jetzt auch in Deutschland. Noch nicht offiziell auf der MG Homepage, aber bereits auf der Bafa-Liste der förderfähigen Fahrzeuge.
Gelistet sind 3 Varianten mit netto Preisen. Inklusive Mehrwertsteuer ergeben sich dann folgende Bruttolistenpreise: 31.990€ für die Basisvariante mit 51kWh LFP-Akku und ca. 350km Reichweite. 35.990€ für die Comfort-Variante mit der großen Batterie und 450km Reichweite. Und das gleiche in der Vollausstattung names Luxury für 37.990€. An Zuschlägen kommen da nur noch die optionale Farbwahl und Überführungskosten hinzu. Der volle Umweltbonus von Hersteller und Staat mit 9.570€ für dieses Jahr geht aber noch ab. Das heißt, das Basismodell kostet am Ende ca. 24.000€.
Derzeit ist das Auto in Deutschland noch nicht verbindlich bestellbar, aber MG sammelt aktuell unverbindliche Reservierungen mit dem Versprechen, noch dieses Jahr ein Auto zu bekommen. 1000 Fahrzeuge sind für Deutschland eingeplant. Aus unserer Sicht ist solch eine Reservierung eine der wenigen Chancen, sich noch für dieses Jahr ein E-Auto in der Kompaktklasse zu sichern, das zum einen bezahlbar ist und bei dem zugleich noch volle 6000€ Förderung winken. Zum Vergleich: Wo beim MG4 die Preisliste mit ca. 60kWh nutzbar in der Vollausstattung aufhört, fängt sie beim ID. 3 in der Basisausstattung erst an – und beim ID. 3 ist die Lieferung in 2023 eher unwahrscheinlich. Der Renault Megane E-Tech wird für dieses Jahr eigentlich nur noch in der maximalen Ausstattung verkauft, da liegen wir deutlich über 50.000€. Bei der Reichweite und den Ladezeiten liegen die drei Modelle relativ dicht beieinander.
Trendumkehr beim Preiswahnsinn?
Über 50.000€ für ein Auto in der Kompaktklasse. Das Kundenfeedback zum Megane E-Tech ist durchaus positiv, aber der Preis ist schon heftig. Satte 5385€ sind die Top 15 E-Autos in Deutschland im Schnitt innerhalb eines Jahres teurer geworden, das berichtete kürzlich das Handelsblatt. Für unsere Stamm-Leser ist diese Zahl keine Überraschung, in Extremfällen sind es auch 10.000€ gewesen.
Für neue Leser hier einmal die Trends am Markt in Kurzfassung: Basisvarianten mit kleinen Akkus und wenig Ausstattung entfallen, damit die Hersteller mit weniger teuren Autos mehr Menge machen können. Ursache ist der Teilemangel und der Markt gibt es aktuell her. Des Weiteren werden Listenpreise erhöht und interne Rabattmöglichkeiten fallen weg (Bei Herstellern wo das Instrument “Rabatt” bisher fester Bestandteil im Vertriebssystem war). Noch dazu kommen steigende Lieferzeiten, häufige Verschiebungen von Auslieferungsterminen und Zwangsumstellung bei Ausstattungen, sowohl nach oben, um mehr Menge zu machen, aber auch nach unten wegen Teilemangel. Die Sitten im Autohandel werden rauher, aber wie lange kann das so weitergehen?
Viele Menschen müssen immer größere Teile ihres Einkommens für Lebenshaltungskosten, insbesondere Energie und Lebensmittel ausgeben. Die hohe Inflation führt zu einer Verringerung der Reallöhne. Inflationsbereinigt lag das Minus im zweiten Quartal in Deutschland bei 4,4%. Zudem wird der Umweltbonus schrittweise reduziert.
Alle wichtigen Infos, wie es bei der staatlichen Förderung ab dem kommenden Jahr weitergeht, haben wir Mitte August bereits zusammengefasst. Dabei hatten wir auch den kommenden Sommer als möglichen Wechselpunkt für eine Trendumkehr beim Preiswahnsinn ins Spiel gebracht.
Nächsten Sommer klingt noch lange hin, aber wenn wir die aktuelle Lieferzeit von geschätzt durchschnittlich einem Jahr ansetzen, dann müsste ja jetzt schon am Markt was passieren – und diese Woche ist was passiert.
Für viele vielleicht nur eine Randnotiz, aber für Insider ein echter Knaller. Seat hat sein Händlernetz darüber informiert, dass die Quotierung für den Cupra Born zum Ende des Monats entfällt. Kurz zur Erläuterung: Um die Lieferzeiten nicht ins unendliche ansteigen zu lassen, hatten viele Hersteller zwischenzeitlich mit Bestellstopps gearbeitet, oder den Händlern Kontingente mit bestimmten Anzahlen von Fahrzeugen zugewiesen. Also ein Verkaufsdeckel. Wer sein Kontingent erschöpft hatte, konnte seinen Verkaufsraum eigentlich zusperren.
In der Nachricht heißt es: “hiermit möchten wir Sie darüber informieren, dass die … beschriebene Quotierung des CUPRA Borns zum Ende des aktuell gültigen Intervalls (30.09.2022) beendet wird.” und weiter: “Somit gibt es ab dem 01.10. keine Einschränkungen mehr für Kundenbestellungen.”. In der Praxis ist das aber schon ab heute ein GO für die Händler für neue Bestellungen, wir nennen sowas ja liebevolle Schreibtischbestellungen, den auch diese werden zum 1.10. alle wirksam: “Alle bereits geschriebenen Aufträge mit einem späteren Übermittlungsdatum an das Werk … werden am 01.10.2022 an das Werk übermittelt.”.
Die Tatsache, dass man so eine Info schon einen Monat vorher an die Händler rausjagt, zeigt deutlich, dass Kunden ab sofort wieder zahlreich willkommen sind. Noch keine Trendwende, aber zumindest ein starkes Indiz für eine Normalisierung am Markt. Daten, an denen man schon heute solche Trends messen kann, wie zum Beispiel der Bestelleingang einzelner Modelle, haben die Hersteller bei solchen Entscheidungen natürlich fest im Blick, sind aber zugleich auch gut behütete Interna, die nur sehr selten zu uns durchdringen. Das Postfach für solche Daten kennt Ihr: insider@nextmove.de.
Natürlich sind beim Cupra Born auch Sondereffekte denkbar, denn das Auto wird ja noch auf absehbare Zeit nur in Zwickau gebaut und konkurriert dort gegen VW ID. 3, 4 & 5 und die Audi Q4 e-tron-Modelle um Bauteile und Produktionsplätze. In dieses Gefüge kommt aber immer mehr Bewegung. Beim ID. 4 läuft aktuell eine Produktion in Emden hoch. Für den ID. 3 startet im kommenden Jahr bereits eine Endmontage in Wolfsburg. Ab 2024 wird das Modell dann auch komplett im Stammwerk gebaut. Insofern könnten auch Kapazitäts-Umschichtungen der Grund für die Freigabe sein. So oder so bleibt aber die Aussage: Wir wollen wieder mehr Autos ausliefern! Statt zuletzt immer weniger.
Gegenläufige Signale gibt es im Markt natürlich auch noch. Beim Nissan Ariya gab es gestern eine Verschlechterung der Verkaufskonditionen. Und über eine wahrscheinlich bevorstehende Preiserhöhung für das Tesla Model Y Long Range in Deutschland hatten wir bereits berichtet. Aber auch bei Tesla gibt es Sondereffekte. Zum einen der hohe Abfluss von jungen Gebrauchtwagen aus Deutschland in andere Länder Europas, Stichwort Bafa-Karussell. Berichten zufolge landet jeder vierte Tesla im Ausland. Tesla könnte diesen Vertriebskanal natürlich nutzen und die quasi um 25% über dem Eigenbedarf Deutschlands liegende Nachfrage nutzen, um Autos auszuliefern. Die aktuell vergleichsweise kurzen Lieferzeiten für Tesla Model Y in Deutschland von unter 3 Monaten zeigen nach unserer Einschätzung nicht eine Kaufzurückhaltung der Kunden, sondern eine Priorisierung Deutschlands durch Tesla, um für möglichst viele Autos noch die hohe deutsche Förderung zu ermöglichen. Denn eigentlich wären kurze Lieferzeiten bei Tesla eher ein Vorbote für eine mögliche Preissenkung.