Preiskampf bei E-Autos
Große Schlagzeilen diese Woche. Citroën senkt die Preise um bis zu 6.000 Euro. Die großen Preissenkungen gab es allerdings bei den Verbrenner-Modellen. Bei den elektrischen C4 und C4X ging es lediglich um 1.500 bis 2.000 Euro nach unten. Im selben Zuge wurden auch die Ausstattungsvarianten überarbeitet. Dadurch müssen sich ausstattungsbereinigt nicht zwangsläufig Senkungen in dieser Höhe ergeben. Immerhin liegt jetzt der Einstiegspreis für die beiden E-Autos bei unter 36.000 Euro.
Deutlich mehr hat Nissan die Preise angepasst. Da waren es für den ARIYA 4.000 bis 7.000 Euro weniger. Und das nicht mit versteckten Rabatten über Händlerrabatte oder Leasing-Sonderaktionen, sondern eine Senkung der Listenpreise. Damit startet die Basisversion jetzt bei 43.490 Euro.
Neuer Laderekord?
In wenigen Monaten wird vermutlich ein Fahrzeug beim Kunden landen und einen neuen Laderekord bei der Ladeleistung für Serienfahrzeuge aufstellen. Und das Made in Germany. Die Rede ist vom Porsche Taycan des anstehenden Facelifts. Geladen hat das Testfahrzeug bei IONITY Nahetal.
Der gesichtete Spitzenwert lag kurzzeitig bei 320 kW. Auf dem Foto zu sehen sind immerhin 316 kW. Oberhalb der 50-Prozent-Marke ging es dann leicht abwärts. Der Porsche Taycan lädt also bis 50 Prozent mit über 300 kW Leistung. Insgesamt wurden in 18:40 Minuten rund 70 kW geladen, wobei das Fahrzeug vermutlich im Bereich von rund 20 Prozent Ladestand angesteckt wurde. Die Werksangabe für den aktuellen Taycan lag für die große Batterie bei 22,5 Minuten für das Laden von 5 auf 80 Prozent.
Auf Basis der vorliegenden Daten gehen wir davon aus, dass sich der Wert für die Ladezeit nur geringfügig reduziert, aber in dieser Zeit mehr kWh geladen werden. Eine genaue Hochrechnung der Batteriekapazität ist nicht möglich, wenn man die Daten jedoch grob überschlägt kommt man auf einen Akku mit über 100 kWh in Kombination mit einer gesteigerten Leistung der Batteriekühlung.
Bisheriger Rekordhalter ist der Rimac Nevera. Bestätigt sind 311 kW, wobei auch bis zu 500 kW möglich sein sollen. Bei Preisen ab 2 Millionen Euro pro Fahrzeug und Spitzengeschwindigkeiten über 400 km/h ist die Bezeichnung Serienfahrzeug allerdings fraglich.
Was den Wert, der in den ersten 10 Minuten des Ladevorgangs nachgeladenen real-Kilometer angeht, gehen wir davon aus, dass der Taycan mit der neuen Ladeleistung den bisherigen Spitzenreiter Hyundai IONIQ 6 überholt. Bei dem Ranking vom ADAC konnte der IONIQ 6 immerhin 226 km in 10 Minuten nachladen. Beim aktuellen Taycan sind es noch 205 km.
Facelift vom Audi Q4 e-tron
Nach dem Skoda Enyaq und den VW Modellen ID.4 und 5 bekommt das nächste MEB-Fahrzeug neue Technik: der Audi Q4 e-tron. Angeboten wird nur noch der große Akku mit 77 kWh. Es soll ein neu abgestimmtes Fahrwerk geben, gesteigerte Effizienz, charakteristischen Sound und eine erweiterte Serienausstattung. Die Ladeleistung der Allradvariante steigt auf 175 kW, beim Heckantrieb sind es 135 kW. Der neue Antrieb leistet wie auch die VW-Modelle im Heckantrieb 210 kW und bei Allrad 250 kW. Die reichweitenstärkste Variante, der Audi Q4 Sportback 45 e-tron, also Heckantrieb Coupé, bringt es auf maximal 562 km Reichweite. Verkaufsstart wird dann der 26. September sein. Die Preise beginnen bei 52.950 Euro. Zusätzlich zur Herstellung in Zwickau, sollen sie jetzt auch in Brüssel produziert werden. Damit steigt auch die Produktionskapazität und sie reagieren auf die hohe Nachfrage.
Akku-Degradation durch Hitze und Schnellladen
Es gibt viele Mythen und Halbwahrheiten über die Degradation der Akkus. Fakt ist, dass die Kapazität der Batterie und damit auch die Reichweite über die Jahre abnimmt und es einige Faktoren gibt, die darauf Einfluss haben. Kälteres Wasser wirkt sich negativ auf die Reichweite von E-Autos aus. Einer neuen Studie zufolge kann es aber positive Folgen für die Langlebigkeit der Akkus haben.
Recurrent hat einen Software-Service-Zugang zu den Daten von 12.500 Teslas in den USA. Auf Grundlage dieser Daten haben sie interessante neue Erkenntnisse über Tesla-Batterien veröffentlicht. Die Studie beschäftigt sich damit, welchen Einfluss unterschiedliche Klimazonen in den USA auf die Langlebigkeit der Akkus haben. Recurrent weist jeder Batterie einen „Reichweiten-Score“ zu, der im Wesentlichen den Prozentsatz der verbliebenen Kapazität angibt. Teslas in kälteren und küstennahen Klimazonen haben im Durchschnitt einen besseren Reichweiten-Score als Tesla-Fahrer in heißeren Klimazonen. Die Umgebungswärme trägt zusätzliche Energie zu den elektrochemischen Reaktionen in der Batterie bei, was unerwünschte chemische Reaktionen beschleunigen kann. Das kann zu einer vorzeitigen Alterung der Batterie führen. Der allgemein anerkannte Schwellenwert für eine beschleunigte Degradation der Batterie liegt bei etwa 30 Grad Celsius.
Neben der Temperatur steht auch das Schnellladen in Verdacht, die Alterung des Akkus zu beschleunigen. Auch Tesla hatte früher davor gewarnt. Jedoch konnte das der Analyse von Recurrent nicht bestätigt werden. Ihrer Studie nach gab es kaum einen Unterschied in der Batterieabnutzung zwischen häufigen und seltenen Schnellladen. Es konnte kein statistisch signifikanter Unterschied in der Reichweitenverminderung festgestellt werden zwischen Teslas, die mehr als 90 Prozent der Zeit schnell laden und Teslas, die weniger als 10 Prozent der Zeit schnell laden.
Update zum Tesla-Umweltbonus-Problem und Dacia Spring Klong
Zum Tesla-Umweltbonus-Problem für Leasingkunden beim Model Y gibt es leider keinen neuen Sachstand. Diese Woche berichtete auch Teslamag und electrive.net. Ablehnungsbescheide gab es auch für Kunden, die über Santander geleast haben. Allerdings ist die Problemlage dort eine andere. Es gibt zwar keine förderschädlichen Dokumente, aber die Unterlagen fehlen oder sind unvollständig. Aber auch hier ist die Abhilfe für Kunden nur sehr schwer. Hersteller und Leasinggesellschaft weisen sich gegenseitig die Verantwortung zu.
Im Tesla-Forum schildern Betroffene, dass sie bei telefonischer Nachfrage erfuhren, dass das Bafa vor Absendung der Ablehnungsbescheide vergeblich versuchten, Tesla beziehungsweise Tesla Financial Services zu kontaktieren. Erst nach gescheiterter Kontaktaufnahme seien die Ablehnungsbescheide rausgegangen. Scheinbar hat die mediale Berichterstattung Früchte getragen, denn heute gab es Neuigkeiten. Tesla Financial Services GmbH schrieb einem Betroffenen eine E-Mail zurück. Sie schrieben, dass sie bereits mit dem Rafa in Kontakt stehen, um eine Lösung für das Problem zu finden. Sie bitten allerdings auch noch um etwas mehr Zeit, um das Problem zu beheben.
Neues gibt es auch zu dem Klong beim Dacia Spring. Ein Zuschauer aus Ungarn meldete sich und berichtete ebenfalls von einer hohen Zahl Betroffener. Unsere Zuschauerin Betty war inzwischen mit ihrem Spring beim Gutachter. In einer mündlichen vorab-Einschätzung bestätigte er das Vorliegen eines Mangels und das Recht auf Abhilfe. Seiner Vermutung nach kann ein zu großes Zahnflankenspiel im Getriebe die Ursache sein. Was konkret im Getriebe kaputt ist, kann erst durch eine eingehende Analyse geklärt werden. Ein konstruktiver Mangel ist aus seiner Sicht wahrscheinlich, vermutet wird eine Überforderung des Getriebes durch den Motor.Zu ähnlichen Fällen gab es bereits Gerichtsurteile, so auch am OLG Frankfurt: “Anormale, auffällige Getriebegeräusche, die mit hoher Wahrscheinlichkeit von einer nicht kraftschlüssigen Verbindung der Zahnräder herrühren, sind schon dann und allein deshalb ein erheblicher, zum Rücktritt vom Kaufvertrag berechtigender Mangel, wenn und weil sie bei den Insassen des betroffenen Fahrzeugs ein berechtigtes Gefühl der Unsicherheit hervorrufen.” In jeden Fall empfehlen wir einen Termin beim Händler zu vereinbaren und das Problem zu beschreiben. Damit man dann einen schriftlichen Werkstattauftrag bekommt. Auch wenn der Händler momentan keine Abhilfe schaffen kann, sollte das dokumentiert werden. Verweigert der Händler eine Nachbesserung, wäre grundsätzlich auch ein Rücktritt möglich.
Streetscooter Hersteller B-On insolvent
Damals wollte die Deutsche Post als einer der ersten Dienstleister aus der Branche Pakete und Briefe elektrisch ausliefern. Dafür mussten sie allerdings elektrische Lieferautos selber bauen. Das war für viele damals das Sinnbild für eine ablehnende Haltung der Autoindustrie gegenüber der neuen Technologie. Die Entwicklung der Streetscooter startete 2010 an der RTWH Aachen. 2014 kaufte dann die Deutsche Post das Unternehmen und 2016 startete die Serienproduktion in Düren. Später wurden die Fahrzeuge in verschiedenen Varianten auch frei vermarktet. Die Produktionskapazität stieg auf bis zu 20.000 Fahrzeuge pro Jahr. Profitprobleme gab es allerdings immer. 2018 wurden 70 Millionen Euro Verlust gemacht. 2019 waren es dann sogar schon 100 Millionen Euro. 2020 sollte dann die Einstellung der Produktion erfolgen, da allerdings weiterer Bedarf bestand, ging es dann doch weiter. Im Januar 2022 verkaufte schließlich die Deutsche Post, blieb aber noch mit 10 Prozent beteiligt. Vertreib und Produktion erfolgten unter Marke B-On.
Jetzt hat das noch junge Unternehmen Insolvenz angemeldet. Grund seien Lieferengpässe bei Bauteilen, die zu einem Produktionsrückgang und in Folge zu Zahlungsschwierigkeiten geführt haben sollen. Die Produktion soll erstmal weiterlaufen und man sei bereits mit Kunden und Lieferanten im Gespräch, wie es weitergehen soll.