nextnews 169: Kritischer Preisvergleich, das Laden zuhause und fahrerlose Autos

Willkommen zur Zusammenfassung der newsnext 169. In Kürze wird es einen neuen, aber kontroversen Preisbergleich an Tankstellen geben, der auch das Laden zuhause thematisiert. Außerdem will VW auf die (Software)-Tube drücken und zeitgleich mit einem anderen Unternehmen den autonomen Fahrbetrieb erproben. Und dann wäre da wieder einmal der Umweltbonus, dessen neues Gesetz gerade in der Mache ist.
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Preisvergleich an der Tanke

Nach dem Willen der Bundesregierung greift ab dem 1. Oktober eine neues Gesetz für Tankstellen-Betreiber. Tankstellen mit mehr als 6 Zapfsäulen müssen für jeden Kunden sichtbar ausweisen, wie viel eine Fahrt über 100 Kilometer mit verschiedenen Antrieben kostet. Als Grund nennt das Ministerium, dass die Vergleichbarkeit aufgrund der unterschiedlichen Einheiten (Liter / Kilogramm / Kilowattstunden / Kubikmeter) bisher für den Verbraucher zu schwierig war.  Gezeigt werden müssen nun die Kosten für die Fahrt mit Super- und E10-Benzin, Diesel, Strom, Wasserstoff, Autogas und Erdgas.

Treibstoffe Kostenvergleich
Während alle anderen Energieträger (logischerweise) anhand der Tankstellenpreise bewertet werden, wird für Strom der Haushaltspreis herangezogen, was entsprechend Kritik nach sich zieht.

Die Information muss an mindestens der Hälfte der Zapfsäulen oder an einer gut sichtbaren Stelle im Bereich des Zahlungsortes in Form eines Posters oder einer digitalen Anzeige angebracht oder angezeigt werden. Auffällig: Das Laden mit Strom ist dort im Vergleich zum klassischen Sprit (Benzin/Diesel) mit Abstand am günstigsten. Christian Küchen, Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Mineralölwirtschaft, findet den Vergleich verzerrend. Er moniert, dass als Berechnungsgrundlage für E-Autos der heimische Strompreis herangezogen wird, obwohl der Strom an Schnellladern deutlich teurer ist. Es falle außerdem unter den Tisch, dass der niedrigere Preis für Elektroautos vor allem auf den geringeren Steuern und Abgaben beruhe. Die Kritik ist aus unserer Sicht gerechtfertigt, wenngleich man berücksichtigen muss, dass viele E-Autofahrer einen Großteil ihres Stroms zuhause laden, was uns zum nächsten Thema bringt.

3 von 4 Ladevorgänge daheim

In den ersten acht Monaten des Jahres 2021 wurden mehr als 200.000 reine Elektroautos neu zugelassen und Der Bestand wird Ende 2021 bei etwa 600.000 liegen. Eine aktuelle Analyse zeigt, dass drei Viertel aller Ladevorgänge zuhause stattfinden. Lediglich 15% der Ladevorgänge werden an öffentlichen Ladestationen vollzogen und 9% der Ladevorgänge werden am Arbeitsplatz durchgeführt. Das zeigt, dass der Umstieg auf ein Elektroauto für Autofahrer, die zu Hause laden können, aktuell besonders einfach und naheliegend ist. Wer sich nicht mit der öffentlichen Ladeinfrastruktur rumschlagen muss, sondern jeden Tag in ein vollgeladenes Auto steige kann, der muss im Alltag nie wieder „tanken“ fahren und spart so viel Zeit und natürlich vor allem Geld.

E-Autofahrer laden zuhause
Die meisten E-Autofahrer präferieren das Laden zuhause, wo es häufig auch am günstigsten ist.

Die Zahlen belegen auch, dass die Wallbox-Förderung der Bundesregierung richtig ist, um das Henne-Ei-Problem zu lösen. Wenn die Wallbox erstmal hängt und man jeden Tag daran vorbei geht, dann wird das nächste Auto sicher elektrisch. Gleichzeitig muss natürlich die öffentliche Ladeinfrastruktur stark ausgebaut werden, zuverlässig werden und bezahlbar sein, damit auch Autofahrer ohne Ladeplatz zu Hause mit einem guten Gefühl umsteigen können.

VW startet Updates für alle

Am Montag ging es los, nach den First Movern mit den ID.3 sind jetzt alle VW-Kunden mit ID3 und 4 an der Reihe und bekommen in den nächsten Wochen OTA, also over the air, neue Software. Die Kunden werden bei Email angeschrieben und es wird eine aktive Zustimmung der Nutzer angefordert, um das Update zu bekommen. Da das erste Update sehr umfangreich ist, wurde es in zwei Pakete aufgeteilt, die nacheinander installiert werden müssen. Der Prozess des ersten Updates ist in der Benutzerfreundlichkeit allerdings noch nicht das, was eigentlich der Anspruch von VW sein müsste, wie wir in unserem Update-Video herausgefunden haben.

VW Update Zustimmung
Diverse Warnhinweise und die Abfrage der Zustimmung gehört beim VW-Updateprozess dazu.

Die Updatefähigkeit der neuen Fahrzeuge soll für VW natürlich auch ein Türöffner sein. “Darüber hinaus plant Volkswagen, durch neue, datenbasierte Geschäftsmodelle mehr Erlöse in der Nutzungsphase zu generieren – für
Dienste und Funktionen, die der Kunde je nach Bedarf dazubuchen kann.” sagt VW dazu, gemeint sind zum Beispiel mehr Reichweite, Performance oder erweitere Fahrassistenz. Und VW ist natürlich nicht der erste der sowas macht – bei Tesla sind bezahlte digitale Featues schon länger Standard. Aber VW hat sich hohe Ziele gesteckt: “Mit diesen digitalen Zusatzdiensten will Volkswagen in den nächsten Jahren zusätzliche dreistellige Millionenumsätze erlösen.”

Fahrerlos durch Berlin und Hamburg

Autonomes Fahren ist seit vielen Jahren immer wieder ein Thema in den Medien, galt aber lange Zeit als eine Zukunftsvision.  Zumindest rechtlich hat Deutschland im Juli den Weg dafür frei gemacht und ein entsprechendes Gesetz in Kraft gesetzt. In der Meldung aus dem Verkehrsministerium hieß es dazu: “Flexibilität steht bei dem Gesetz im Vordergrund: Der Betrieb führerloser Kraftfahrzeuge wird für eine maximale Zahl von Einsatzszenarien ermöglicht. … Einzelgenehmigungen, Ausnahmen und Auflagen wie z.B. die Anwesenheit eines ständig eingriffsbereiten Sicherheitsfahrers sind somit unnötig.” Das Gesetz ist noch keine 2 Monate alt und gleich zwei Anbieter legen noch dieses Jahr mit ersten Tests los: VW Nutzfahrzeuge plant zusammen mit seinem Mobilitätsdienstleister MOIA und dem US amerikanischem Unternehmen Argo AI einen autonom fahrenden Ridepooling Dienst aufzubauen. Diese Woche war in Hamburg der Startschuss für das neue Projekt und schon ab 2025 sollen dann autonom fahrende VW ID Buzz die Kunden durch den Großstadtdschungel befördern.

ID Buzz autonomes Fahren
Unter anderem dieser, mit Sensoren vollgepackter ID Buzz soll den autonomen Fahrbetrieb in deutschen Großstädten erproben

Noch turbulenter als Hamburg ist der Verkehr in Berlin, aber trotzdem soll auch dort fahrerlos gefahren werden. Diesmal aber nicht als Fahrdienst, sondern im Carsharing. Das Startup Vay möchte das Carsharing-Geschäftsmodell so optimieren, dass kaum noch Fahrzeuge ungenutzt auf den Straßen herumstehen und so öffentlichen Raum blockieren. Die Fahrzeuge sollen auf Abruf zum Kunden kommen – und zwar ohne, dass ein Fahrer im Auto sitzt. Der Testbetrieb läuft bereits seit zwei Jahren in Berlin. Nächstes Jahr soll der echte Betrieb in mehreren Städten Europas starten. Der Kunde bestellt sein Fahrzeug bequem per App und ein Fahrer stellt es ihm an seinem Wunschort zu. Das besondere: Es handelt sich um einen sogenannten Telefahrer, d.h. ein echter Mensch, der aber eben irgendwo auf dieser Welt sitzen kann. Aktuell werden die Fahrzeuge aus der Zentrale des Unternehmens ferngesteuert. Nach der Zustellung übernimmt der Kunde das Auto und steuert es wie gewohnt mit Lenkrad und Pedalen vom Fahrersitz aus.

Eine Frage drängt sich da natürlich auf: Wo bleibt Tesla? Denn VW macht mit Moja genau das, was Elon Musk schon vor Jahres als Teslas Vision angekündigt hat. Wir sind gespannt, wer zuerst sicher und gegen Bezahlung seine Kunden durch Deutschland chauffiert, wobei Tesla vermutlich in seinem Heimatmarkt starten wird.

Neuer Umweltbonus kommt bald

In einer Woche ist Bundestagswahl und in 3 Monaten halbieren sich per Gesetz die aktuellen Fördersummen für neu zugelassene E-Autos in Deutschland. Die letzte Auskunft aus dem Wirtschaftsministerium war, dass die Verlängerung der aktuellen Sätze bis 2025 beschlossene Sache sei, sich das neue Gesetz aber noch in der Abstimmung befindet. Diese Woche gab es Medienberichte mit Details zu den Inhalten des aktuellen Entwurfs. Genannt wird dort auch eine Förderung von Kleinstfahrzeugen, welche bisher nicht subventioniert werden. Außerdem werden Verschärfungen bei den Förderkriterien für Pluginhybride beginnend ab Oktober nächsten Jahres erwartet. Die 50-Gramm-CO2-Klausel als Förderkriterium soll fallen und ausschließlich die Mindestreichweite von dann 60km gelten.

Und ganz spannend, aber wenig sagend zugleich, heißt es, dass Erleichterungen für Leasingfahrzeuge geplant seien. Da kommen eigentlich nur zwei Dinge in Frage: Entweder die Gestattung von Eigenzulassung von Leasingfahrzeugen für Leasinggesellschaften oder die Reduzierung der Haltefrist. Letzteres bedeutet aber auch, dass die Haltefrist bei Barkauf oder Finanzierung nicht von aktuell 6 Monaten auf 2 Jahre erhöht wird. Vielleicht einigt man sich Jahr auf ein Jahr Haltefrist, egal ob Kauf oder Leasing. Beschlossen ist Stand jetzt noch nichts. Wer mehr dazu weiß, kann sich gerne an uns über insider@nextmove.de wenden.

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