Lieber E-Auto statt Flieger: Mit dem EQS von Berlin nach Marrakesch

Häufig hört man noch die Vorurteile Elektroautos seien nicht langstreckentauglich. Daher wären gerade längere Fahrten in den Urlaub unpraktisch. Das sieht die fünfköpfige Familie Mentzel vermutlich anders. Sie wollten dem Winter entkommen und wieder wärmere und längere Tage erleben. Daher haben sie sich kurzerhand dazu entschieden sie wollen nach Marrakesch in Marokko. Um dorthin zu kommen, sollte es aber kein Flugzeug werden. Sie haben sich für einen Roadtrip entschieden, und zwar mit ihrem Familienauto Mercedes EQS. Denn sie wollten auch den EQS auf langer Strecke testen, und zwar außerhalb von Europa. Der Ausgang der Reise beweist, dass ein E-Auto nicht nur für solch lange Strecken geeignet ist, sondern auch angenehm und eine weitaus klimafreundlichere Alternative zu Flugzeug oder herkömmlichen Verbrenner.

Am 22. Dezember 2023 ist Eric Mentzel samt Frau und drei Kinder aus Berlin losgefahren. Ohne viel Vorbereitung sollte es in den Süden gehen. Einzig und allein musste eine Ladeapp ein paar Tage vor Abreise freigeschaltet werden. Schließlich wollte Familie Mentzel in Marokko öffentliche Ladepunkte nutzen. Der Anbieter war FastVolt. Von Berlin aus ging es als erstes nach Besançon, Frankreich. Am nächsten Morgen haben sie sich auf nach Barcelona, Spanien, gemacht. Das nächste Ziel war Denia, Spanien. Dort haben sie dann auch Heiligabend gefeiert. Als nächstes haben sie den Badeort Benidorm angesteuert, wo sie auch mehrere Stunden verbracht haben. Schließlich ging es weiter nach Malaga. Am Abend des 25. Dezembers kamen sie an und sie blieben bis zum 27. Dezember. Daher hatte Familie Mentzel auch genügend Zeit um die Festung Alcazaba zu besuchen. Als nächstes wurde Algeciras angesteuert, denn von dort aus überquert die Fähre Balearia die Straße von Gibraltar nach Tanger Med, Marokko. Die Fährfahrt sei mit anderthalb Stunden nicht allzu lang gewesen. Allerdings haben administrative Formalien für die Ausreise aus Europa und Einreise nach Marokko viel Zeit beansprucht. Als sie endlich Tanger Med verlassen konnten, fuhren sie zum 200 Kilometer entfernten Casablanca. Auf ihrer Reise waren sie doch vom Fortschritt des Landes positiv überrascht. Es erinnerte sie an ein „Europa 2.0“ vor 20 Jahren sah es dann doch noch etwas anders aus.

Foto: Eric Mentzel

In Casablanca haben sie dann auch das erste Mal in Marokko geladen. Der Ladepunkt war an einer AFRIQUIA Tankstelle. Zur Verfügung stand eine 50 kW Ladesäule mit CCS, AC Typ2 und Chademo-Stecker. Der Ladevorgang wurde einfach per App gestartet. Das Ladesystem ist allerdings etwas anders in Marokko. Der Verkauf von Strom an Ladesäulen ist verboten. Stattdessen kauft man Parkzeit an einer Ladesäule. Für sieben Tage mit bis zu acht Ladevorgängen pro Tag haben sie umgerechnet 28 Euro gezahlt. Haushaltsstrom würde neun Cent pro kWh kosten. Am 28. Dezember ging es nun endlich nach Marrakesch – dem ursprünglichen Ziel der Familie Mentzel. Dort haben sie die nächsten drei Nächte verbracht. Dem Winter entflohen hatten sie 23 Grad Celsius im Schatten und die Sonne ging erst gegen 19 Uhr unter. Ihren EQS konnten sie während ihres Aufenthaltes an einer Schuko-Steckdose auf dem Gästeparkplatz ihres Hotels laden. Alternativ hätte es aber auch einen 100-kW-DC-Lader am Rande der Stadt gegeben.

Foto: Eric Mentzel

Am 31. Dezember hat Familie Mentzel einen Ausflug zu der Lehmbaustadt Ait Ben Haddou aus dem elften Jahrhundert gemacht – natürlich wieder mit E-Auto. Auf einer Strecke von 100 Kilometern ging es dann von 400 Meter Höhe auf 2.200 Meter Höhe. Innerhalb von 80 Kilometern ging es dann wieder auf 1.300 Meter Höhe runter. Die Gesamtstrecke betrug rund 400 Kilometer. Der Verbrauch lag bei nur 15,3 kWh pro 100 Kilometer – und das trotz voller Besetzung und Reisegepäck. Das führte natürlich dazu, dass nach der Vollladung eine prognostizierte Reichweite von 770 Kilometern angezeigt wurde. Nur zum Vergleich: die WLTP-Reichweite wird beim EQS 450+ mit 748 Kilometern angegeben. Der kombinierte Verbrauch liegt bei 16,6 kWh pro 100 Kilometer.

Am Neujahrstag ging es dann weiter Richtung Westen. Es sollte in die Medina nach Essaouira gehen an den Atlantik. Am nächsten Tag ging es Kentira, denn dort wir unter anderem der Citroen Ami produziert, der in Deutschland schon ab 15 Jahren gefahren werden darf und auch von den beiden älteren Kindern der Mentzels genutzt wird. Danach ging es für sie weitere nach Asilah – dem letzten Übernachtungsort in Marokko. An einer TOTAL Tankstelle gab es sogar kostenlose Lademöglichkeiten, mit einer 50 kW DC-Ladeleistung. Am 03. Januar ging es dann wieder mit der Fähre zurück nach Spanien. Auch hier war wieder der Ausreiseprozess sehr zeitaufwändig. Angekommen in Spanien ging es dann nach Alicante, wo sie auch noch bis zum 06. Januar geblieben sind. Dann ging es 1.400 Kilometer Richtung Norden. Der Winter wurde wieder spürbarer, denn die Tage wurden wieder deutlich kürzer. Am Abend des 07. Januars sind sie wieder in Berlin angekommen. Schließlich mussten die Kinder wieder am nächsten Morgen in die Schule.

Foto: Eric Mentzel

Familie Mentzels Erfahrungen mit dem EQS auf Langstrecke!

Es gab einzig und alleine eine Einschränkung während ihrer Reise. Sie hätten gerne den Rand der Sahara bei Merzouga besucht. Das war allerdings durch mangelnde Ladeinfrastruktur nicht möglich. Sie hätten ihren EQS nur an einem Einphasigen-Stecker an einem Hotel laden können. Ann hätte die Ladezeit aber auch 45 Stunden betragen. Ansonsten hatten sie keine Probleme auch in Marokko Ladesäulen zu finden.

Screenshots von Eric Mentzel

Die gesamte Strecke lag bei 8.500 Kilometern. Er Verbrauch pendelte sich bei 21,5 kWh pro 100 Kilometer ein. Zum Vergleich hätte ein Flugzeug drei bis vier Liter Kerosin pro Person je 100 Kilometer verbraucht. Für Familie Mentzel lässt sich zusammenfassend sagen, dass es eine entspannte Reisemethode war. Fahrten haben sie für Gespräche, Spiele oder auch Reiseplanung genutzt. Eric Mentzel beschreibt die Fahrt als „leise, auf Luft gefedert, nahezu schwebend dahingleitend“.

Bei einer solch langen Fahrt sind aber auch Schwächen beim EQS aufgefallen. Alle fünf Minuten startete auf der Fähre die Alarmanlage des Fahrzeuges, die durch Auf- und Zuschließen immer wieder deaktiviert werden musste. Probleme hat auch Mercedes Infotainment-System MBUX gemacht. In Marokko funktionierte es gar nicht. Es war kein Kartenmaterial verfügbar und auch die Verkehrszeichenerkennung hat nicht funktioniert. Einen online Kartenkauf zur Lösung des Problems hat das Auto nicht vorgeschlagen. Und auch ein Anruf bei Mercedes per Me Button im Fahrzeug war nicht möglich. Wenn eine Ladesäule als Navigationsziel eingegeben wurde, warnte dass MBUX nur bei niedrigem Akkustand anstelle eine Ladesäule aufzusuchen. Auch die hinterlegten Angaben zu den technischen Daten der Ladeinfrastruktur stimmten häufig nicht. Häufig waren an den Säulen weniger Ladeleistung möglich, als im System angegeben.

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