Die Testfahrzeuge im Vergleich
Der erste Kandidat für unseren großen Vergleich ist der Hyundai Ioniq 5 in der Project 45 Sonderedition, also das Topmodell mit dem 72,6-kWh-Akku – der kleinste im Vergleich. Als zweites dazu kommt der VW ID.4 GTX mit seinem 77 kWh großen Akku. Zumindest auf dem Papier werden beide aber vom letzten Vergleichsmodell übertrumpft, dem Ford Mustang Mach-E mit einem 88 kWh großen Akku. Ansonsten sind die Modelle aber weitgehend vergleichbar, denn der Preis wie auch die Antriebsleistung und Höchstgeschwindigkeit sind bei allen Fahrzeugen ähnlich.
Platzangebot für Insassen
Zunächst einmal haben wir unsere Testfahrer auf allen drei Fahrersitzen sowie dahinter im Fond Platz nehmen lassen, um die Platzverältnisse vorne und hinten zu beurteilen. Im ID.4 GTX, der im Übrigen auch eine Massagefunktion hatte (aufpreispflichtig), war über dem Kopf noch reichlich Platz und auch hinten ist für die Passagiere noch genügend Luft nach vorne.
Im Mustang Mach-E gibt es in der Horizontalen ähnlich viel Platz, nur nach oben hat man sowohl vorne als auch hinten etwas weniger Freiraum. Das ist sicherlich auch der abfallenden Bauform geschuldet, die eher an ein Coupe, als ein klassisches SUV erinnert. Wieder etwas mehr Platz bietet der Ioniq 5, dessen Rücksitzbank ist zudem als einzige flexibel verschieb- sowie neigbar.
Platzangebot für Gepäck
Viel Platz für (Mit)fahrer ist immer gerne gesehen, aber in einem modernen SUV erwartet man auch genügend Platz für das Familiengepäck. Um das zu testen, haben wir nicht etwa das Metermaß, sondern reales Gepäck in Form von Koffern und Taschen mitgenommen. Aber wo passt das Gepäck am besten hinein?
Beginnen wir mit dem Mustang Mach-E, der hinten 402 Liter Kofferraumvolumen bietet und unser Gepäck gerade noch aufnehmen konnte. Zusätzlich gibt es einen großen Frunk, der zusätzlich 100 Liter aufnimmt und dank mehrerer Trennwände und einem Wasserablass äußerst flexibel einsetzbar ist.
Weiter geht es mit dem ID.4 GTX, welcher hinten 545 Liter bietet und den Mach-E zumindest in der Theorie deutlich übertrifft. Tatsächlich passte unser Gepäck hinein, ohne dass wir überhaupt die Hutablage abnehmen mussten. Im Zweifel würde also noch etwas mehr hineinpassen. Großer Nachteil beim ID.4 wie auch allen anderen E-Autos der MEB-Plattform: Einen Frunk sucht man vergebens.
Zuletzt bleibt noch der Ioniq 5, wo wir uns zur Abwechslung erst einmal den Frunk anschauen. Denn der ist in der Allradversion mit rund 20 Litern sehr überschaubar – mehr als ein paar Ladekabel oder eine flache Tasche passt dort nicht hinein. Der Kofferraum hinten bietet nach Norm 531 Liter Fassungsvermögen, was uns im Test aber nicht so vorkam. Denn im Gegensatz zum ID.4 war es gar nicht so leicht, das Gepäck unterzubringen. Da ist es natürlich hilfreich, dass die Rücksitzbank verschieb- und neigbar ist. Nachdem wir uns auf diese Weise einige Zentimeter von den im Fond sitzenden Passagieren „geborgt“ haben, passte das Gepäck letztendlich ganz gut hinein.
Fahreigenschaften
Die Bewertung der Fahreigenschaften ist – sofern man sie nicht gerade auf dem Prüfstand vornimmt – immer ein Stück weit subjektiv. Nachdem sich alle drei Testfahrer besprochen haben, konnten wir dennoch ein relativ eindeutiges Urteil fällen. Der Ioniq 5 sprach am besten beim Beschleunigen an (0-100km/h in 5,2s) und hatte ein relativ weiches Fahrwerk, welches aber immer noch als ausgewogen bewertet werden kann. Der ID.4 GTX ist hinsichtlich der Beschleunigung etwas gemächlicher ausgelegt (0-100km/h in 6,2s), dafür aber etwas straffer abgestimmt und liegt gut in den Kurven. Der Mach-E (0-100km/h in 5,1s) wirkte auf uns am temparamentvollsten und forderte den Fahrer am aktivsten. Von einem waschechten Sportwagen sind aber alle drei Modelle noch weit entfernt, denn in allen drei ließ es sich am Ende relativ gemütlich fahren. Man merkt aber, dass jeder Hersteller einen jeweils eigenen Fokus bei seinem Allrad-SUV gesetzt hat und das ist auch gut so, denn damit sollte jeder das passende für seinen Geschmack finden.
Reichweite und Verbrauch bei 100, 130 und 150 km/h
Die Richtgeschwindigkeit auf deutschen Autobahnen ist ein hervorragender Vergleichswert für die Effizienz von Elektroautos auf der Langstrecke. Beginnen wir damit also bei der Ermittlung der Reichweite und des Verbrauchs. Die eingangs erwähnten Akkugrößen spiegeln sich hier auch tatsächlich bei der Reichweite wieder. Der Mustang Mach-E mit 88 kWh knackte sogar die Marke von 400 Kilometern und war mit 21,8 kWh Verbrauch je 100 km auch am sparsamsten. Die beiden anderen Modelle schafften zumindest über 300 Kilometer und verbrauchten 22,6 kWh (ID.4 GTX) und 23,6 kWh (Ioniq 5) je 100 Kilometer.
Mit Landstraßentempo dauerhaft auf der Autobahn zu fahren, ist sicherlich nicht jedermanns Sache. Aber Tempolimits beziehungsweise Baustellen können schnell dafür sorgen, dass man eine größere Strecke mit nur 100 km/h im Durchschnitt fahren kann. Und am Ende bringt das auch einen spürbaren Mehrwert bei der Reichweite, denn alle drei Testmodelle konnten in etwa die WLTP-Rreichweite erreichen. Das beweist auch, dass die Normwerte nicht völlig unrealistísch sind, sondern bei zurückhaltender Reichweite durchaus erreicht werden können. Die Verbräuche sind dann ebenfalls sehr gering und liegen allesamt zwischen 16,4 und 17,1 kWh pro 100 Kilometer.
Unter Umständen will man auch längere Strecken mit zügigerer Geschwindigkeit von 150 km/h zurücklegen, aber wie viel Reichweite bleibt dem Fahrer dann noch? Die Antwort: Grob 20 Prozent Reichweitenverlust oder grob 60-70 km weniger müssen dann berücksichtigt werden. Damit sind die Reichweiten immer noch passabel, aber auf sehr langen Strecken muss dann der eine oder andere Ladestopp zusätzlich eingelegt werden. Die Verbrauche steigen bei allen drei Fahrzeugen um etwa das selbe Maß von vier bis fünf kWh pro 100 km an gegenüber dem Test mit 130 km/h. Die größere SUV-Form sorgt nun einmal dafür, dass schnelleres Fahren stärker beim Verbrauch abgestraft wird.
Ladegeschwindigkeit
Nach dem Fahren kommt das Laden und da gibt es bei den drei Testfahrzeugen erhebliche Unterschiede. Klarer Favorit ist hier der Ioniq 5, der als einziger über ein 800-Volt-Akkusystem verfügt und die Abstand am schnellsten lädt. Um die Vergleichbarkeit zu gewährleisten, haben wir die Ladegeschwindigkeiten der Hersteller von 10 bis 80 Prozent mit den von uns ermittelten realen Reichweiten kombiniert. Heraus kommen folgende Ergebnisse:
- Ioniq 5: 217 km Reichweite in 18 Minuten (ca. 12 km pro Minute)
- ID.4 GTX: 240 Kilometer in 35 Minuten (ca. 7 km pro Minute)
- Mustang Mach-E: 283 Kilometer in 45 Minuten (ca. 6 km pro Minute)
Nun zeigt sich auch, dass Reichweite eben nicht alles ist. Dank seiner hohen Ladegegeschwindigkeit erlaubt der Ioniq 5 auf der Langstrecke ein schnelles Reisevergnügen mit sehr kurzen Ladestopps. Wer im Mustang Mach-E reist, kommt zwar zunächst weiter, wartet aber mehr als auch doppelt so lange zum Aufladen.
Fazit
Damit kommen wir auch zum Fazit, in dem wieder einmal klar wird: Die eierlegende Wollmilchsau unter den Elektroautos gibt es nicht. Stattdessen hat jedes Gefährt seine eigenen Stärken, weshalb auch jeder am Ende selbst entscheiden kann, was am besten den eigenen Ansprüchen entspricht. Apropos: Wer sich noch unsicher ist, welches E-Auto am besten zu ihm passt, sollte sich unbedingt unser nexmove Abo-Angebot anschauen, in dem Kunden jeden Monat flexibel zwischen verschiedenen Fahrzeugen wechseln und so das beste für sich finden können.