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USA verbieten chinesische Autos: Ein Blick auf die Zukunft vernetzter Fahrzeuge
In einer überraschenden Entscheidung hat US-Präsident Joe Biden kurz vor dem Ende seiner Amtszeit angekündigt, dass ab dem Modelljahr 2027 keine vernetzten Fahrzeuge von Herstellern verkauft werden dürfen, die unter chinesischer oder russischer Kontrolle stehen. Diese Maßnahme zielt auf die in den Autos verbaute Elektronik ab, da die USA Bedenken hinsichtlich der nationalen Sicherheit haben. Die Befürchtung ist, dass sich Gegner aus dem Ausland Zugang zu sensiblen Daten verschaffen könnten. Auch der Robotaxi-Dienst Waymo könnte betroffen sein, da er geplant hatte, umgebaute Wagen der chinesischen Marke Zeekr einzusetzen.
Die Trump-Administration, die am 20. Januar 2025 ihr Amt antritt, hat sich ebenfalls zu diesem Thema geäußert. Präsident-Elekt Donald Trump hat angekündigt, die harte Linie gegenüber China fortzusetzen und möglicherweise weitere Maßnahmen zu ergreifen, um die nationale Sicherheit zu schützen.
Fakt ist: Die Zukunft des Automobils ist digital, und der Wettlauf um Vernetzung und Datenhoheit ist bereits in vollem Gange. Doch die Frage bleibt: Wie viel Kontrolle sollten Unternehmen und Staaten über die Daten und die Technologie in unseren Fahrzeugen haben? Und wie wird sich die Industrie an die wachsenden Sicherheitsanforderungen und politischen Spannungen anpassen? Es bleibt abzuwarten, wie sich Deutschland und die EU in dieser Frage positionieren.
Nachlese: IONITY zum Autobahn-Ausbau
In der letzten Sendung berichteten wir, dass IONITY nach vier Jahren Ladesäulen-Baustopp auf deutschen Autobahnraststätten mehrere Standorte erweitert hat. Inzwischen liegt uns auch ein Statement von IONITY vor: „Die Entscheidung für den Ausbau unserer Ladesäulen an Autobahnrasthöfen basiert auf dem weiteren Hochlauf des Elektromobilitätsmarktes. An rund 70 IONITY-Standorten entlang der Autobahnen planen wir den Ausbau um jeweils zwei zusätzliche Ladesäulen. Dieser Ausbau soll bis Mitte 2025 abgeschlossen sein. Damit tragen wir der steigenden Nachfrage nach ultraschneller und komfortabler Ladeinfrastruktur Rechnung und schaffen dringend benötigte zusätzliche Kapazitäten entlang der Hauptverkehrsrouten.“
Zu den rechtlichen Knackpunkten an diesen Standorten wollte man sich nicht äußern. Laut IONITY ist es also eine unternehmerische Entscheidung ohne rechtliche Belange. Aber die Aussage, dass es flächendeckend passiert, ist ja auch schon mal etwas Positives.
Neue Ladepreise im Einzelhandel
Auch bei den Preisen für öffentliches Laden gab es Bewegung, konkret bei zwei Betreibern an Einzelhandelsstandorten: IKEA und ALDI Süd. IKEA hatte zuletzt immer mehr Probleme mit der Unzuverlässigkeit von Stationen, außerdem oft nur 20kW Ladeleistung und nicht zuletzt Konflikte zwischen den Nutzern, weil der Strom bis zuletzt verschenkt wurde. Das dies ein Auslaufmodell war, hatte IKEA bereits angekündigt. Jetzt wird man deutlich konkreter. In den nächsten drei Jahren sollen alle 54 Einrichtungshäuser in Deutschland mit neuen Ladestationen ausgestattet werden. Insgesamt sollen so 1000 neue Ladepunkte entstehen. Partner beim Aufbau ist der Anbieter MER, der auch Partner von Tank und Rast ist sowie am Aufbau innerhalb des Deutschlandnetzes beteiligt ist.
An den IKEA-Standorten gibt es dabei ein abweichendes Preismodell. Ad hoc, also vertragslos bezahlt, kostet die kWh AC 58ct, DC bis 75kW Leistung 69ct und ab 76kW Leistung dann 79ct. Für registrierte IKEA-Kunden gibt es auf die zuvor genannten Preise 20% Rabatt. Die Preise liegen dann bei 49, 57 bzw. 69ct pro kWh.
Eine Preisrunde gab es zum Jahreswechsel auch beim Liebling der Community ALDI Süd. Bisher kostete AC dort 29ct die kWh und schnelles Laden 39ct. Auf der ALDI-Süd-Homepage heißt es jetzt: „Preise beim Bezahlen mit EC- und Kreditkarten: An unseren Normal-Ladestationen mit max. 22 Kilowatt Leistung liegt der Preis bei 29 Cent pro Kilowattstunde. An unseren Schnell-Ladestationen mit maximal 50 Kilowatt Nennleistung kostet der Strom 44 Cent pro Kilowattstunde. An unseren Ultraschnell-Ladestationen mit mindestens 50 Kilowatt Nennleistung liegt der Preis bei 47 Cent pro Kilowattstunde.“
Jetzt kommt das große ABER:
- Wenn man die Ladekarten anderer Anbieter nimmt, gelten natürlich die Preise des jeweiligen Anbieters.
- Viele der Stationen sind nur während der Öffnungszeiten nutzbar.
- Die Leistungsangaben der Ladestationen sollte man als unverbindlich ansehen, da je nach Standort unterschiedliche Technik in den Stationen verbaut sein kann.
- Die 29ct für normales Laden bis 22kW AC habe ich online nur dort gefunden, wo keine Schnellladepunkte am Standort mit verbaut sind. An kombinierten Standorten werden online aktuell 47ct ausgewiesen und vermutlich auch berechnet.
Keine neuen Steuervorteile für E-Autos
Im Zuge der Wachstumsinitiative hatte die Bundesregierung im September auch zwei neue Steuervorteile für E-Autos beschlossen. „Mit steuerlichen Verbesserungen will die Bundesregierung die Elektromobilität stärken. Unternehmen sollen dann von einer Sonderabschreibung für vollelektrische und emissionsfreie Fahrzeuge profitieren – zudem soll der Steuervorteil für E-Dienstwagen erweitert werden.“ Beide Maßnahmen sollten über das Steuerfortentwicklungsgesetz eingeführt werden und rückwirkend ab Juli gelten. Aber dazu kommt es zumindest unter der aktuellen Regierung nicht mehr. Gegenüber Electrive bestätigte eine Sprecherin des Finanzministeriums: „Die Regelungen zur Erhöhung des Deckels für den Bruttolistenpreis auf 95.000 Euro bei der Dienstwagenbesteuerung für E-Fahrzeuge und die degressive Abschreibung für neu angeschaffte Elektrofahrzeuge sind nicht im beschlossenen Gesetz enthalten.“ Es bleibt also vorerst bei 70.000€ als Schwelle für 0,25% Dienstwagenbesteuerung, oberhalb gilt der Satz von 0,5%.
Hilfe für gebrauchte E-Autos
Heute gibt es gute Nachrichten für die Elektromobilität in Deutschland. Wir hatten ja in Folge 295 über die Stärken und Schwächen gebrauchter E-Autos berichtet. Basis war ein Report der EV-Clinic in Kroatien zur Fehleranfälligkeit aber zugleich auch Reparaturfähigkeit bestimmter Hochvolt-Komponenten von verschiedenen E-Auto-Modellen. Die EV Clinic ist die größte freie Werkstatt Europas für Hochvolt-Technik von Fahrzeugen mit einem Erfahrungsschatz von vielen hundert Reparaturen. Der Akku ist dabei bei den meisten Modellen wohlgemerkt nicht das häufigste Problem. Vielmehr können die Kosten für eine Reparatur anderer Baugruppen nach Herstellervorgaben bei älteren Autos schnell einen wirtschaftlichen Totalschaden bedeuten. Spezialisierte Werkstätten können dagegen viele Probleme für einen Bruchteil der Kosten beheben und egal ob Motor oder Akku sind bei einigen Modellen die reparierten Bauteile hinterher langlebiger als die Erstausstattung des Herstellers.
Wie relevant das Thema ist, zeigen auch die Zugriffszahlen bei YouTube. Mit über 200.000 Aufrufen in wenigen Wochen war es unsere meistgesehene nextnews-Ausgabe aller Zeiten. Und offenbar sind wir mit diesem Thema und unserer Reichweite auch zu Herstellern vorgedrungen. Nissan hat sich bei uns gemeldet und darauf hingewiesen, dass die von der EV Clinic genannten und von uns zitierten Preise für Nissan Ersatzteile unzutreffend sind. Das wollen wir an dieser Stelle gerne aufgreifen. Nissan Deutschland hat uns folgende Preise mitgeteilt:
Für den aktuellen Leaf:
- Motor 9.996 Euro,
- OBC 7.854 Euro
- und HV-Batterie 13.804 Euro
Und für den Leaf der ersten Generation:
- Motor 4.938 Euro,
- OBC 4.926 Euro,
- und die HV-Batterie ca. 19.000 Euro.
Die MwSt ist da jeweils schon drin, aber noch nicht die Kosten für Diagnose und Einbau. Außerdem schrieb mir Nissan: „Bei Beanstandungen an der Batterie können auch einzelne Module ausgetauscht werden, je nach Erfordernis. Je nach Modul wird zwischen 800,-€ und 830,-€ plus MwSt. in Rechnung gestellt.“ Allerdings sind die Kosten für den Einbau nicht zu unterschätzen. Hier mal ein passender Kostenvoranschlag für den Modultausch bei einem Nissan eNV200, der technisch weitgehend baugleich zum Leaf ist. Der Aufwand liegt bei ca. 11 Stunden a 189 € netto (dieser Stundensatz ist übrigens marktüblich).